nische Kultur und Kunst aus dem Osten zurück, vorerst
hauptsächlich nach England. Zwei englische Japan-
Bücher von 1860 und 1861 geben die ersten Hinweise auf
Holzschnitte mit Reproduktionen ebenso bescheiden nach
der Zahl wie nach dem technischen Aufwand. Noch mehr
als zwanzig Jahre dauert es bis zur künstlerischen Ent-
deckung des japanischen Holzschnittes in London und
Paris. Die Frage des Anteils von Japan am Werk von
Whistler, bei der englische und japanische Gewährsmän-
ner gern verweilen, ist für uns heute und. in der Schweiz
etwas entlegen. Mehr Realität hat für uns die begeisterte
west-östliche Vermählung, wie sie literarisch in gewissen
Teilen des Werkes der Brüder Goncourt erscheint und
künstlerisch in verschiedenen Graden bei dem und jenem
französischen Maler sich vollzieht. Gerade für Hiroshige
sind Zeugnisse aus den Werken von Manet, Monet, Gau-
guin, van Gogh, Toulouse-Lautrec bekannt, und das Pla-
kat in Europa wie in Amerika, oder der neue Holzschnitt,
von Beardsley und Vallotton bis in den Jugendstil hinein,
wäre ohne die japanische Anregung, die Hiroshige als
einer der ersten und nachhaltig vermittelt hat, nicht
denkbar.
Es wäre möglich, eine Hiroshige-Ausstellung nach die-
ser Seite hin anzulegen, sie von dieser Seite her aktuell zu
machen. Der Umstand, daß eine Zürcher Kunsthistorike-
rin gerade heute damit beschäftigt ist, diese Zusammen-
hänge ausführlich festzustellen und zu belegen, konnte
das Kunsthaus einer ähnlichen Verpflichtung entheben
und ihm die Freiheit zu einer Darstellung des Meisters in
seiner Eigenständigkeit als Künstler lassen. Ein Hinweis
auf seine über-individuelle Geltung durfte aber wohl auch
hier einfließen.
Die Sammlung Boller ist bei einem zahlenmäßigen Ver-
hältnis zum Gesamtwerk von etwa eins zu zehn, nach der
inneren Proportion, vom Künstlerischen aus gesehen, viel
reicher. Sie besitzt für die Frühzeit, die Utagawa-Zeit von
Hiroshige, sehr schöne, zahlenmäßig mehr als nur ausrei-
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