gen bald von beiden Seiten unter hohe Beanspruchung auf
Elastizität und Festigkeit. Nach Rom gehen fast nur noch
Briefe von Lavater. Füßli antwortet in ungleichen Abständen
als aufrichtiger, aber oft wenig umgänglicher Freund, im
starken Bewußtsein seiner künstlerischen Berufung.
Der Besuch in Zürich bei der Rückkehr aus Italien, vom
Oktober 1778 bis April 1779, endigt für Füßli als Trauerspiel.
Die Aufträge, die er nach England mitnimmt, die und jene
Zeichnung aus diesem Zürcher Winter, lassen darauf schließen,
daß seine Freunde ihn nun als Künstler von Gewicht und Ruf
empfangen haben und schätzen. Er fühlt sich aber in andern
Banden als nur der Freundschaft, und keiner seiner Freunde
kann oder will ihm hier helfen. „O Gott, ich konnte nicht
bleiben und hätte nicht gehen sollen”, klagt er am 16. April
aus Namur vor der Einschiffung in Ostende. Und aus London,
noch Mitte Juni, wieder an Lavater: „Sie ist mein, und ich
bin ihr, und haben will ich sie — ich will für sie arbeiten
und schwitzen, und einsam liegen bis ich sie erringe ... ich
bin versichert wie meines Lebens, daß nichts als der verfluchte
Zürcher Verwandtschaftsschlendrian und etwas Geld sie mir
disputiert — aber gieb sie preis oder nicht wenn sie deine
Niece ist — ich will mein erstes Recht auf sie gelten
machen oder über dem Versuch sterben — vielleicht auch
töten —, was Gott oder Natur zusammenfügt, das soll kein
Kaufmann *scheiden.” Lavater leistete in der Folge Füßli den
bittern Freundesdienst, ihm die Verlobung der Nichte Nänne
mit einem jungen Zürcher Herrn mitzuteilen, im Herbst 1781
heiratete sie den Hans Caspar Schinz. Erst im Spätherbst des
verhängnisvollen Jahres kommt Goeihe nach Zürich. Er weiß
seit "einigen Jahren, aus Schilderungen von Herder und
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