Dem gegenüber blieb Zürich auf das angewiesen, was Füßli
aus seiner ersten Jugend oder bei dem Besuch zwischen Rom
und London da gelassen hatte, und was davon nach der Aus-
lese durch Goethe und Herzog Karl August noch da geblieben
war. Im Rathaus hingen seit 1781 die Drei Eidgenossen, in das
Künstlergütli gelangte aus der Familie des ursprünglichen Be-
stellers das „Gespräch", aus anderem Zürcher Privatbesitz
das „Jugendalbum” und ein halbes Dutzend eigenhändiger
neben eben so vielen Fühli nur zugeschriebenen Zeichnungen,
in die Stadtbibliothek einige Blätter wohl noch aus den
Lavaterschen Beständen. Nicht allein der Vaterstadt, dem gan-
zen Kontinent, blieb Füßli, eingekapselt und verriegelt in der
Hut seiner englischen Freunde und in einer auf den Zürcher
Veröffentlichungen von 1807 und 1826 ruhenden nur literari-
schen UVeberlieferung, lang vorenthalten.
An der Pforte des neuen Jahrhunderts steht das Buch von
Cornelius Gurlitt „Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts,
ihre Ziele und Taten”. Auf den sechs Seiten, in denen er das
Problem umkreist, es mehr ahnt und errät, wie es in un-
gleichen Teilen da und dort aus dem Dunkel tritt, als daß er
auf noch unsicherem und beengtiem Grund es voll zu erkun-
den vermöchte, versucht der Verfasser den Bann über Füßli
zu lösen. Und im Rahmen der deutschen Kunst, aber durch
einen Schweizer, Hugo von Tschudi, wird Fühli, nachdem das
Jahrhundert sich aufgetan, mit der Ausstellung von 1906 in
Berlin für Deutschland neu gewonnen; in Basel, aber durch
einen Zürcher, Paul Ganz, mit dem gleichzeitigen Ankauf des
„Schatzgräber"” in das Basler Museum, für die Schweiz.
Zürich hatte nach der Eröffnung des neuen Kunsthauses mit
der „Füßli-Ausstellung ohne Füßli” von 1910:sein Interesse
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