Volltext: Die Grundlagen : Kunsthaus Zürich, 21. Mai-6. August (1)

Eine Schweizerische Kunst-Ausstellung trägt in sich die Beschrän- 
kung auf den geographischen, zeitlichen und kulturellen Raum, in 
dem das schweizerische Volk wohnt und aufnehmend oder schaffend 
mit Kunst zusammenlebt. Der Glaube, dass nichts, was je geworden 
und gewesen ist, in seiner Wirkung verlorengeht, gibt auch der 
frühesten Berührung und Beschäftigung mit bildender Kunst auf 
schweizerischem Boden ihre Bedeutung für den heutigen Tag. Die 
Kunst unserer Stunde hat ihre Wurzeln und Nahrung in den 
Werken aller Zeiten, die heute wie je lebendige Gegenwart, nur 
nach der Zählung des Kalenders „alt“ sind. So teilt die Kunstaus- 
stellung der Schweizerischen Landesausstellung sich in zwei zeitlich 
getrennte Hälften, eine erste: „Die Grundlagen“, die in grossen 
Schritten von den Anfängen bis auf die Schwelle des Heute führt, 
und die zweite: „Die Gegenwart“, die zeigt, was von den schweize- 
rischen Künstlern gerade jetzt bei uns und im Ausland erstrebt und 
erfüllt wird. 
Im Jahre 58 vor Christus trat der Römer Cajus Julius Cäsar ın 
Frankreich, bei Bibracte, mit Heeresmacht dem keltischen Stamm 
der Helvetier auf seinem Zug nach Westen in den Weg und zwang 
ihn zur Rückkehr in das Land zwischen dem Jura und den Alpen. 
Dem zurückwandernden Volk folgte unmittelbar die römische Herr- 
schaft, und das Land blieb während fünf Jahrhunderten römische 
Provinz. Ein Anfang und ein Ende wurden so verknüpft. Voll- 
und überreife römische Gesittung, Verwaltung, Handel, Gewerbe 
und Kunst legten sich über noch wenig gegliederte keltische Volks- 
kraft, die bald in die überlegene Organisation sich einfügte. In 
Soldaten- und Handelsstädten und im offenen Land standen Heilig- 
tümer, Theater, Paläste, Villen im Schmuck von Malereien und von 
Figuren in Stein und Erz. 
Zweieinhalb Jahrhunderte vergingen, bis die vom Norden herein- 
brechenden Germanen ins Herz des Landes vorstiessen, und noch 
einmal zwei, bis sie, vorerst wieder vertrieben, es endgültig über- 
fluteten. Das Leben, wie es im Kunstwerk sich bewahrt, flüchtete 
zu den Toten. Grabfunde sind es vor allem, die von der Kunst 
dieser Burgunder und Alemannen zeugen, die das in später alemanni- 
scher Fassung überlieferte Nibelungenlied besingt. 
Inzwischen hatte die Einrichtung der christlichen Kirche sich gefe- 
stigt, und, noch einmal von Rom aus, verbreitet. Sie verband sich 
mit dem jungen Königtum auch der Länder diesseits der Alpen. 
Ueber „l’art barbare‘“ der Wander- und der Eroberervölker legt sich 
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