1818 und auch noch die späteren Radierungen, bis zu den formal
straffen und gehaltvollen Kompositionen der Algerischen Jüdin und
der Arabischen Reiter, dem weiblichen Rückenakt und den meister-
lichen Blättern von 1846 und 1849.
Die ersten Lithographien sind Reportagen. So das Bildnis des
wohl damals neu in Paris eingetroffenen persischen Gesandten
Exzellenz Mirza-Abul-Hassan Khan, das Delacroix nebst einem Bildnis
von dessen Lieblingssklavin im April 1819 als Depot Legal einreicht;
und der Kopf des Louis-Pierre Louvel, registriert unterm 25. Februar
1820, kurz nach dessen Attentat auf den Herzog Charles-Ferdinand
von Berry am 13. Februar und während des Prozesses, der zu seiner
Hinrichtung führte. Als fanatischer Bonapartist hatte Louvel den
Stammhalter des Hauses Bourbon erstochen, als er seine Gattin nach
der Vorstellung aus der großen Oper zum Wagen führen wollte. Es
muß bei Delacroix weder irgendwelche künstlerische noch besondere
menschliche Anteilnahme für den Attentäter angenommen werden.
Das Blatt ist künstlerisch für ihn so wenig verbindlich, wie das drei
Jahre jüngere Bildnis des Abbe Marcet und die Karikaturen in Litho-
graphie, von denen zuerst zwei gesondert, sodann acht in den Jahr-
gängen 1821 und 1822 der Zeitschrift «Miroir» erscheinen, während
der Arbeit an der Dantebarke für den Salon vom Frühling 1822.
Überraschend und ergreifend ist die unvermittelte Wendung. Wie
wenn Delacroix von einem Tag zum andern die Lithographie nun
wirklich für sich entdeckt hätte. Sie vollzieht sich in den kraftvollen
Studien nach antiken Medaillen und dem Blatt nach dem Parthenon-
Fragment « Theseus und der Kentaur Eurytos», dem er in London vor
den Elgin-Marbles begegnet ist, und bestätigt sich in allen Arbeiten,
die nun folgen. Die bisherige, wenn auch gepflegte, so doch recht
dünne Strich- und Korntechnik wird ersetzt durch das volle Register
der Möglichkeiten, die Kreide, Pinsel, Feder, Griffel, Schabeisen und
Nadel gewähren, mit tiefem sammetweichem, dann wieder blank
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