Volltext: Eugène Delacroix - 1798 - 1863

sammensein mit den Werken gewonnene Kenntnisse und Einsichten 
zusammen und hat den Vorzug, sich in seinen Feststellungen und 
Schlüssen durch Delacroix selber in dessen Aufzeichnungen und 
Briefen bestätigt zu sehen. 
Die Ausstellung verweilt nicht lange bei den Anfängen. Einige 
wenige, weit durchgeführte Akademiestücke, Kopien nach indischen 
Miniaturen, Versuche kleiner Bildchen in Wasserfarben, für Brot- 
erwerb, wie die gleichzeitigen ersten Radierungen und Lithographien, 
zeigen, wie der Jüngling die durch Schule und Herkommen ihm gebo- 
tenen Mittel sich aneignet, vorerst zeichnet, um zeichnen zu können. 
Wozu er dann das Zeichnen braucht, wird der aufmerksame Besucher 
bald erkennen. In erster Linie, um eine Bildidee zu fassen, sie im 
ganzen und in den Teilen spielen zu lassen, sie zu überprüfen, aus- 
zuprägen, zu verdichten; daß der Einfall zum Werk wird, die privat- 
persönliche Vorstellung zur Wirklichkeit für Alle. Sodann, um sich 
zu dokumentieren, die Bauteile zu sammeln in der Wahl, die dem vor- 
hergefühlten und -geschauten Ganzen dient. Schöpferischer Entwurf 
und aufmerksame, freilich auch schon gestaltete Naturstudie laufen 
neben einander. 
Auf beiden Wegen wird alles, was lernbar gewesen ist, rasch über- 
flügelt. Delacroix hat anderes zu verkünden als seine Lehrer und 
ihre Zeit; so schafft er sich auch eine neue, eigene Sprache nach 
Klang, Rhythmus und innerem Gesetz. Auch dort, wo er an Kunst- 
werken anderer sich entzündet, wo er «kopiert», überliefert er bei 
aller Treue gegenüber ihrem künstlerischen Inhalt ihn uns in neuer, 
in seiner eigenen Sprache. Feder, Bleistift, Tinte, Pastell, Aquarell 
sind hier nicht mehr nur « Techniken», die für ähnliche Dinge, einmal 
diese, dann jene, verwendet werden, es sind schon eben so viele 
künstlerische Formen. Die schulmäßigen Verfahren mit Wischen und 
Schraffieren verschwinden bald. Kühne Federschrift legt in schwin- 
genden Kurven die die Bewegung führenden Nerven selber bloß. 
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