Alle diese Fragen und ihre Lösung durch Amiet sind: durch‘ Fritz
Medicus in seinem Zürcher Neujahrsblatt von 1921 beleuchtet und ge-
würdigt. Die Arbeit spannte den Künstler während Jahren fast völlig in
ihren Dienst. Nach ersten Entwürfen von 1910 mit einem menschen-
belebten Garten und vier Einzelgestalten je eines Malers, Bildhauers,
Architekten und Kunstgewerblers folgten 1913 neue mit dem ganz.andern
Thema der einzigen Mittelfigur eines niedergekauerten Mädchens‘. als
Hüterin der Kunst, und huldigenden, wie ablehnenden Männern in‘den
Seitenfeldern. Auch dieser Entwurf wurde verworfen und durch einen
dritten ersetzt, der bis .1917 durchgearbeitet wurde, so daß 1918 die sieben
Felder des «Jungbrunnen» in hell gelbbrauner und rosaroter Gesamt:
haltung auf die Wände gespannt werden konnten.
Mit 1910 wurden die Zürcher Ausstellungen nun immer wieder auch
Rechenschaftsablage über die Bilder für die Loggia und für den Künstler
Anlaß zur Ueberprüfung und Weiterführung seiner Arbeit, während Hans
Trog von der «Neuen Zürcher Zeitung» aus, mit begeisterter Einfühlung,
doch nie kritiklos die allgemeine Anteilnahme an seinem Schaffen über-
haupt leitete und nährte. Besonders festlich, mit 201 Bildern und Zeich-
nungen, war die große Gesamtausstellung von 1914, die, wie man eben
vernommen hat, in Ernst Morgenthaler den Maler erweckte und ihn den
Weg zu Amiet als Lehrer und Meister finden ließ.
1917 stirbt Richard Kisling, die Loggia ist 1918 abgeschlossen. Für
Amiet tritt gegenüber Zürich nun Bern eher in die vordere Linie, das 1919
die für Bern erste Gesamtausstellung durchführt und ihn bei Anlaß der
Gedächtnisfeier für Gottfried Keller mit dem Doktorhut der Berner
Universität auszeichnet. Der Dichter gibt damit an seinem hundertsten
Geburtstag dem Maler den Glückwunsch zurück, mit dem sein Vater ihn
zum fünfzigsten begrüßt hatte. Noch folgen in Zürich aber die Gesamt-
ausstellung von 1922, und 1932 eine reiche neue Ernte nach dem
Münchener Brand, und schenkt Amiet den Zürchern zum Bächtelismahl
1936 das Neujahrsblatt über den jungen Giovanni Giacometti und ihre
Freundschaft als Kunstschüler in München und glückliche Pariser und
Schweizer Studienjahre. Und immer bleiben auch nach dem Verlust der
„Bretonischen Wäscherinnen» und des «Maler Gonthier» den Zürchern
seine zwölf Bilder in der Sammlung des Kunsthauses: das Schlafzimmer
von 1912, der Cellospieler von 1916, der Bauerngarten von 1918 und ein
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