Burgunderkriege» las er in feiner roter Tintenschrift die Widmung:
«Seinem Freunde Gottfried Keller zu seinem fünfzigsten Geburtstag, vom
Verfasser.»
Einen ganz andern Klang erhielt für den Schreiber des heutigen Ge-
burtstagswunsches der Name Amiet, als er nach 1900 gelegentlich den Fuß
in das kleine Zürcher Künstlerhaus setzte, und gar im Jahre 1909 darin
mit einem Amt, wenn auch noch nicht viel Würde, bekleidet seine Arbeits-
stätte fand. Der Maler Cuno Amiet war zwar der Sohn des Historikers
Joseph Ignaz, doch schien er mit keinem Blick der Vergangenheit und
dem sicheren Besitz des Ererbten und Bestehenden zugewandt, sondern in
kühner Auflehnung inmitten kaum erstrittener und erst noch recht zu ge-
winnender künstlerischer Erkenntnisse und Bekenntnisse ganz neue Wege
zu suchen. Mit klopfendem Herzen assistierte der junge Protokollführer
an einem Herbsttag im Jahre 1909 den nicht einfachen Verhandlungen
über den Kauf eines Amietbildes aus der «X. Serie», und konnte nur, da
mitzureden und zu -bestimmen ihm damals noch versagt war, mit qual-
voller innerlicher Pressung vor sich hin unablässig wiederholen „Nemed’s,
nemed’s, nemed’s», bis zur Erlösung durch den schließlich positiven Ent-
scheid. Es ging um die sommerliche Halbfigur im Garten, ein Bild, das an
dem Münchner Brandopfer vorbei dem Zürcher Kunsthaus erhalten ge-
blieben ist.
Der Ankauf von 1909 war nicht der erste. 1907 war, auch unmittelbar
von der Ausstellungswand, eine Winterlandschaft vom gleichen Jahr er-
worben worden. Und die Ausstellung von 1909 war schon die sechste, die
Bilder von Amiet nach Zürich brachte. Zum erstenmal erschien er im
April 1898 mit achtzehn Arbeiten neben sieben Bildern von Giovanni Gia-
cometti und der «Nacht» und den «Enttäuschten» von Hodler. Eine erste
«Separat-Ausstellung» mit 34 Bildern und einer größeren Zahl von Zeich-
nungen und Radierungen brachte das Jahr 1905; der Sommer 1908 wieder
zwanzig neue Arbeiten in bedeutungsvoller Zusammenstellung mit nicht
weniger als vierzig Bildern von van Gogh. Dafür wurde Amiet von der
noch nicht bekehrten öffentlichen Meinung auch mit van Gogh in den
gleichen Topf unwirscher Ablehnung geworfen wie damals mit ihm zum
Teil auch noch Hodler und der stille Giovanni Giacometti, als mut- und
böswillige Unruhestifter und Zerstörer alles Geheiligten und Schönen in
der Kunst.
— SB