Ottilie Roederstein erscheint mit Proben der noch im Schatten des
Elternhauses wohl behüteten Siebzehn- und Neunzehnjährigen und setzt
1884 mit Bildnissen aus der ersten Pariser Zeit voll ein zu einer geschlosse-
nen Reihe von Arbeiten, die sich als Stationen eines viel umfangreicheren
Gesamtwerkes durch mehr als fünf Jahrzehnte folgen bis zur Ruhe und
Reife der Greisin in den Bildnissen der bald Achtzigjährigen von 1936
und 1937.
Dem Schaffen von Hans Brühlmann hat das Schicksal enge zeitliche
Grenzen gesetzt. Von 1903 stammen die ersten Bilder des Stuttgarter Aka-
demieschülers, 1909 bricht und 1911 fällt ihn die Krankheit. Um ‘so er-
staunlicher ist die Intensität der Entwicklung und die Fülle der Arbeiten,
die neben den Wandbildern für einen Festsaal in Pfullingen und eine
Kirche in Stuttgart in die kurzen Jahre von 1907—1909 sich drängen. Die
Ausstellung, umfangreicher als jede zu Lebzeiten oder seit dem Tod des
Künstlers bisher veranstaltete, gibt in 120 Bildern und 56 Zeichnungen das
Werk nur seiner Essenz nach annähernd vollständig. Es fehlen außer den
allerdings in Skizzen und Entwürfen vertretenen Wandgemälden eine An-
zahl Bilder im Basler und in einigen deutschen Museen, Ulm, Mannheim,
Essen, Danzig, und in weiterem schweizerischem und ausländischem Privat-
besitz, namentlich ist die nach Zahl und Bedeutung ihrer Werke einzig:
artige Sammlung Bahlsen Hannover nur unvollständig vertreten.
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