Malerei seinen eigentlichen Ausdruck gefunden hat. In diesen puristischen
Bildern schlummert bereits das Prinzip der Durchdringung der Volumina, in
der sog. «Mariage de Contours», und die bis zum Schweben erleichterten
gläsernen Massen, deren Aufstehen auf dem Grund nur schwer kontrolliert
werden kann.
Im Februar 1921 gaben Ozenfant und Jeanneret in der Galerie Druet in
Paris einen Ueberblick über ihre Produktion.
Literarische Produktion: Inhalt und Form
Wie steht es mit den Büchern Corbusier’s? Wie verhalten sie sich zu seinem
übrigen Werk?
Was den Inhalt der Bücher anbetrifft, so liegt ihm die gleiche
Methode zugrunde, wie den Bildern: Aus der ungeheuren Fülle des Gegebenen
werden einige wichtige Kurven herausgerissen. Bruchstücke. Fragmente. Aber
es zeigte sich, daß diese Fragmente keimfähig und sicher in sich schließen, was
heute vor sich geht.
Den Sammelpunkt bildete die Zeitschrift «L’Esprit Nouveau»
(1920/1925), ohne die keine moderne Bibliothek komplett wäre. 28 Nummern
von stattlichem Umfang sind erschienen. «L’Esprit Nouveau» entstand, als
Ozenfant und Jeanneret durch den Chef-Redaktor des «Intransigeant», 1920,
mit Paul Dermee bekannt gemacht wurden, der die Absicht hatte, eine Revue
dieses Namens zu gründen. Man griff sogleich ins Volle: das ganze Leben, die
«Activite Contemporaine>» sollte erfaßt werden. Erstaunlich ist heute, was für
eine zielsicher abgeklärte Haltung die Zeitschrift dieser jungen Leute von
Anfang an einnahm und wie ihre Frische bis.heute weiter wirkt.
Der schönste Beruf dieser Zeitschrift war, die Augen zu öffnen, «die nicht
sehen»: «les yeux qui ne voient pas... les autos, les avions, les paquebots>».
Von der Zeitschrift gingen diese Aufsätze in die Bücher. «Vers une architecture»,
L’art decoratif d’aujourd’hui, La peinture moderne L’urbanisme.
Die Argumentation, die der Künstler gibt, ist im einzelnen vielleicht an-
fechtbar und durchtränkt vom Glauben der Aufklärungszeit: Fortschritt sei
gleichbedeutend mit Vervollkommnung oder Glück; aber die Vision hat
Kraft. —
Ebenso wichtig ist die Form der Bücher. Corbusier hat mitgeholfen,
den steifen Rahmen zu sprengen, der unsern Büchern eigen ist.
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