Onkel, Architekt und Mitglied der königlichen Akademie, die
aus ihm einen Architekten machen wollen. Er zeichnet schon
früh nach dem Aktmodell in der Acade&mie Saint-Luc, einer
Vereinigung von Malern, Bildhauern und Kupferstechern, wird
1766 Schüler bei dem Maler Joseph-Marie Vien und an der
königlichen Kunstakademie. Seit 1770 bewirbt er sich alljährlich
um den großen Rompreis mit Arbeiten in der Formensprache des
„Rokoko“-Malers F. Boucher und wird beim dritten Mißerfolg
nur durch zwei väterliche Freunde, den Dichter Sedaine und den
Maler Doyen vom Entschluß zum Selbstmord abgebracht. 1774
erhält er den Preis für das Bild „Erasistratus entdeckt die Ur-
sache der Krankheit des Antiochus in dessen Liebe zu seiner
Stiefmutter Stratonice“ und gleichzeitig einen Auftrag zur
Vollendung einer von Fragonard begonnenen Deckenmalerei
im Hötel der Tänzerin Guimard. Von 1775—178o lebt er in
Rom und füllt vorerst wie ein Archäologe Sammelbände mit
zeichnerischen Aufnahmen von antiken Skulpturen und Frag-
menten und von italienischen Gemälden. Vor den antiken Aus-
grabungen in Neapel erklärt er 1779, jetzt sei ihm der Star
gestochen.
Die in Rom konzipierten und nach der Rückkehr in Paris in
„klassischer“ Haltung und Gesinnung ausgeführten Werke ver-
schaffen ihm im Salon 1781 Eingang mit acht Nummern und
bringen ihm schon eine Reihe Schüler. Für das Bild „Andro-
mache beweint den Tod von Hektor“ wird er zum Mitglied der
königlichen Akademie ernannt. In königlichem Auftrag be-
schäftigt er sich mit einer Komposition nach dem Corneilleschen
„Horace“, und um dieses Bild im wahrhaft antiken Geist zu
vollenden, kehrt er 1784 nach Rom zurück. Das Werk macht
ihn 1785 zum gefeiertsten Maler Frankreichs. Als Kämpfer für
Bürgertugend und Gerechtigkeit wird er ein feuriger Anhänger
der Revolution, als Künstler-Deputierter und Bevollmächtigter
für die Organisierung der Einrichtungen zur Pflege der Kunst
sieht er seine Aufgabe ähnlich wie 80 Jahre später Courbet die
seine im Rahmen der Commune. 1790 beauftragt ihn die National-
versammlung auf Antrag des Jakobinerklubs mit der Verewigung
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