Full text: Zeichnungen und Aquarelle aus Nordafrika Herbst 1936 von Ernst Morgenthaler

durch einen fürchterlichen Krach aufgeschreckt wurde. 
Ich fiel schier aus dem Bett und sprang ans Fenster — 
dieser dürre, zersplitterte Knall konnte nur von einer 
Gewehrsalve herrühren — was ist da los? — wird weiter 
geschossen? Aufruhr? — Hinrichtung? — Gute Freunde 
hatten mich gewarnt, in dieses gefährliche Land zu reisen. 
Jetzt habe ich den Dreck. Zitternd vor Schreck schaute 
ich auf den Platz hinunter, aber die Leute gingen, durch 
nichts beunruhigt, hin und her — sie sind sich das gewohnt. 
Auf diese barbarische Weise, durch eine Gewehrsalve, 
wird ihnen Mitternacht angezeigt. — Ich wußte es also, 
die folgenden Nächte, aber ich konnte mich nicht gewöh- 
nen daran, bin jedesmal wieder zu Tode erschrocken. 
FEZ, 11. Oktober 1936 
Es kann einem hier mit der Arbeit gehen wie zu Hause. 
Ich bin heute mit dem Oelmalkasten zwei Stunden lang 
herumgeirrt und konnte mich zu nichts entschließen. In 
solchen peinlichen Momenten erinnere ich mich gerne 
einer trostreichen Geschichte, die mir Herr Müller aus 
Solothurn einmal von Hodler erzählte. Der Maler war bei 
ihm zu Besuch und sei eines Morgens ausgezogen, um 
einen Baum zu malen. Wütend und verstimmt sei er mit- 
tags zurückgekommen und hätte — in der baumreichen 
Gegend von Solothurn — keinen Baum gefunden. Wenn 
solches einem Meister wie Hodler passiert, was sollte ich 
mich da lange wundern und ärgern über mich und die miß- 
glückte Exkursion dieses Vormittags. Ich blieb aber schlech- 
ter Laune, das Geschichtlein hatte offenbar doch nicht ge- 
nügt und schien mir in seiner Anwendung auf mich be- 
denklich zu hinken. Ich wurde plötzlich aufgeschreckt in 
meinen Meditationen. Ein gutgekleideter Araber, ein 
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