121 Mimeguri-no-Hatsu- Yuki; - gez. Gototei Kunisada gwa Herausgeber:
Erster Schnee in Mimeguri ?
Vor der Umwälzung von 1868 gehörte in Japan das Ausgehen im Schnee zu den uner-
läßlichen Wintervergnügungen aller Volksklassen, vor allem aber der Künstler und
Dichter. Die Sitte war so verbreitet, daß die begüterten Familien besondere Landhäuser
an hiefür günstigen Orten besaßen. Mimeguri in Mukojima am Sumida-Ufer war seit der
Tokugawa-Zeit untrennbar mit den Schneespaziergängen verbunden, wie es denn zu den
berühmtesten Ausflugsorten von Yedo gehörte.
Die Tracht der Dame zu äußerst rechts gibt keinen sichern Anhaltspunkt, ob sie als Geisha
zu betrachten sei oder nicht. Die zwei mittlern sind sicher Geishas, die eben den steinernen
Tori oder Eingang zum Shinto-Heiligtum betreten. Die zwei vordersten scheinen Frauen
aus angesehenen Familien zu sein. Sie alle kommen, um sich am Anblick der schönen
Schneelandschaft zu erfreuen, welche der Vorhof des Mimeguri-Altars bietet. (36)
122 Tomigaoka Sotsugo-no-Kei; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Neuschnee in Tomigaoka Kawaguchi
Mit Tomigaoka ist hier ein Shinto-Heiligtum gemeint, der dem Kaiser Ojin geweihte
Hachiman-Altar in Fukagawa, Tokyo, der nach der Überlieferung im Jahre 749 durch
Fujiwara-no-Toyonari begründet wurde.
Das Bild zeigt die Vorderseite des Hachiman-Heiligtums nach einem starken Schneefall.
Drei Frauen mit der Haartracht der Geishas erquicken sich am neuen Schnee und an der
frischen Luft. Ihre Anwesenheit erklärt sich daraus, daß in der Tokugawa-Zeit, nahe
einem Tomigaoka-Heiligtum, ein bekanntes Geisha-Viertel bestand. (139)
123 Yedo Hakkei, Yoshiware-no- Ya-U; — gez. Gototei
Kunisada gwa Herausgeber:
Nachtregen in Yoshiwara, aus den Acht Ansichten aus Yedo Yamakyü
Der Titel „Acht Ansichten aus Yedo“ ist von den „Acht berühmten Ansichten des Biwa-
See*‘ entliehen, die um 1500 durch den Minister Konos Masaiye mit Anspielung auf die
„Acht Ansichten vom Hsiao-Hsiang-See, China“ zusammengestellt wurden.
Das Bild zeigt einen Innenraum aus einem Grünen Haus in dem oft genannten Yoshiwara.
Die Kurtisanen der Yedo-Zeit (1603—1868) waren gänzlich verschieden von denen un-
serer Tage. Sie waren ausgebildet in allen Arten weiblicher Fertigkeiten, Kleidermachen,
Tee-Zeremonie, Musik, Blumenzusammenstellen und sogar Dichtkunst. Das alles brauch-
ten sie, weil sie oft Daimyos und hohen Staatsbeamten aufwarteten.
Das hübsche Mädchen rechts ist eben daran, mit Beistand ihrer neben einem Kerzen-
leuchter kauernden Freundin einen seidenen Kimono zu glätten. Aus einer bronzenen
Kohlenpfanne hat sie mit einer Zange Glut gefaßt, um sie in ein Bügeleisen zu stoßen.
Links ringt eine Frau über einem schwarzen Lackbecken ein nasses Tuch aus. Sie steht
neben einem Kleiderständer, auf dem ein reich geschmückter Kimono hängt. Im Hinter-
grund öffnet sich ein Blick in das Zimmer einer andern Kurtisane. Draußen fällt dichter
Regen. (32)
124 Yüdachi-no-Kei; - gez. Gototei Kunisada gwa Herausgeber:
Ein Gewitter Yamakyü
Das Bild zeigt die durch ein plötzliches Gewitter erschreckten Insassen eines Hauses.
Hastig entfaltet eine Frau das Moskitonetz, welches nach altem Aberglauben kein Blitz
durchschlagen kann. In dem halb aufgespannten Netz liegt furchterfüllt ein Mädchen;
es hält sich die Ohren zu und ruft die Götter um Hilfe an. Während ein greller Blitz in
den Raum schlägt und der Sturm den Sonnenvorhang, die Balkonpflanzen und eine
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