Full text: Japanische Holzschnitt-Triptychen der Utagawa-Schule

Brauch werden dabei die Kiriko-doro, viereckige Laternen mit abgeschrägten Ecken aus- 
schließlich als Beleuchtung verwendet, bei diesem Urabon oder Fest zu Ehren der Geister 
der Abgeschiedenen. Rechts tanzt mit überaus komischen Stellungen ein Mann vor zwei 
Mädchen, welche Fächer mit auf den Prinzen sich beziehenden Zeichen schwingen. Un- 
mittelbar vor dem Prinzen und seiner zierlichen Begleiterin bewegt sich eine graziöse 
Einzeltänzerin. Bei der mittleren Gruppe von zwei Mädchen und einem Mann hat der 
groteske Tanz den Höhepunkt von Ausgelassenheit und Erregung erreicht. (184) 
156 Jukkendana Hina-Ichi-no-Kokei; — gez. Ichiyösai Herausgeber: 
Toyokuni gwa Yamahuchi 
Auf dem Puppenmarkt von Jukkendana 
Der berühmte Puppenmarkt in der Hauptstadt von Nippon findet alljährlich in Jukken- 
dana gegen Ende Februar statt im Hinblick auf das Puppenfest vom 3. März. Kein Fest 
macht Frauen und Kindern so viel Freude wie das Puppenfest, und es geht alles auf den 
Markt, um einige hübsche Puppen zu kaufen, entweder zum Verschenken oder für den 
eigenen Gebrauch. 
Das Bild zeigt einen durch einen großen Vorhang geschützten Puppenstand in Yukken- 
dana, davor drei schöngekleidete Damen, unter denen die mittlere durch ihren Blumen- 
Kimono noch besonders sich auszeichnet. Ganz links öffnet sich der Blick in den Laden 
auf die dort aufgereihten Puppen. Ein schwarzer eiserner Behälter trägt groß das weiße 
Zeichen ‚,Wasser‘“‘. (125) 
157 Nanto Hakkei no Uchi; Nan-endö; — gez. Ichiyösai 
Toyokuni gwa Herausgeber: 
Eine der Acht Ansichten von Nara, der Nan-endö Tempel Yamahei 
Nanto oder Nara, Japans Hauptstadt von 710—784, ist ein so schöner Punkt, daß die 
Vergnügungsreisenden unter keinen Umständen seinen Besuch unterlassen. Der Nan-endö 
Tempel ist ein achteckiger Bau, welcher als ein Hauptobjekt der Verehrung ein Bild der 
Fukukensaku Kwannon oder indisch „Amoghapasa‘* enthält. Vor dem Tempel steht ein 
mächtiger Wistariabaum, der zur Blütezeit große Besucherscharen herbeizieht. 
Das Bild zeigt einen Verkaufsstand für Sämereien, dessen Besitzerin mit einem Bund 
Spielzeug und Masken die Aufmerksamkeit der offenbar zur Betrachtung der Wistaria- 
blüten hergekommenen Damen zu gewinnen sucht. Die eine ist eine Geisha, mit Pfeife 
und Rauchzeug in der Hand, die andere nicht weniger schön gekleidet als diese. Hinter 
den Frauen erhebt sich das geschweifte Dach des Tempels. (90) 
158 Horikiri-Shöobu-Hanazakari; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber: 
Wasserlilien in Horikiri Jökane 
Schon seit der Tokugawa-Zeit (1603—1868) ist im Land der Aufgehenden Sonne keine 
Stelle, die so berühmt wäre durch ihre Wasserlilien, wie die etwas über Mukojima, Tokyo, 
hinaus gelegenen Gärten von Horikiri. Hier finden sich mehr Arten von Wasserlilien als 
man sonst irgendwo sehen könnte. Wenn diese zarten Blumen in Violett, Weiß, Rot- 
violett und andern Farben blühen, so bieten sie einen prachtvollen, unvergeßlichen An- 
blick. 
Von den drei jungen Frauen, die hier an der Blütenpracht der Wasserlilien der Horikiri- 
Gärten sich ergötzen, mag die erste links einer ehrenwerten Familie, wenn nicht den höhern 
Ständen angehören. Die rechts stehende, die den Zahnstocher gebraucht, ist eine Ehefrau, 
während von der mittleren sich nicht sagen läßt, ob sie unverheiratet oder vermählt ist. 
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