Gattinnen und Freundinnen, mit einer feinen gesellschaftlichen und geisti-
gen Kultur, die in Form von Empfänglichkeit für Dichtkunst, Musik und
die Schönheiten der Natur, wie Mondschein, Blumen, ruhende und bewegte
Landschaft, bald auch Eigentum der breiteren Massen wurde; zur Atmo-
sphäre der Teehausmädchen, und zum bunten Leben des geschäftigen
Volkes in seiner Häuslichkeit und in der freien Luft bei Arbeit und Ver-
gnügen.
Die Bilder sind Illustrationen derartiger literarisch oder durch allgemeinen
Brauch geprägter Stoffe und müssen vorerst von dieser Seite her ‚gelesen‘
werden. Ihr Inhalt ist die präzise Darstellung bestimmter Vorwürfe mit
allen ihren wichtigen und eher nebensächlichen Bestandteilen. Sie müssen,
wenigstens im Anfang, aus der Nähe und im einzelnen betrachtet werden,
nur über das gewissenhafte Buchstabieren der Zeichen für die Teile geht der
Weg zur Erschließung und Rundung des Ganzen. So ist (zeitlich) vor der
Gesamtwirkung des Bildes etwa das einzelne Kleidungsstück wichtig, das
stets wieder verschieden ist je nach der Aufgabe, die ihm zur standes-
mäßigen Charakterisierung seines Trägers auferlegt ist, und es stufen sich
die Gewänder vom einfach ruhigen Fluß der Linien zu neckischem Staccato
der lebhaften Muster, bis zu flammender Pracht. Wichtig ist jeder einzelne
Gebrauchsgegenstand, die Schale oder Vase in Porzellan, die Schachtel in
prunkvoller Lackmalerei, die schlanke Tabakpfeife mit dem zugehörigen
Gerät, die vertieften Metallgriffe an den Schiebewänden, das Arbeitsbesteck
einer Malerin, Eß- und Küchengeräte, die sauber abgestutzten Enden der
Strohbünde an den Bambushecken und -Geländern, die Flächen und
Fugen der hochschnäbeligen Hausboote und der leichten Mietjollen, die
gerippten Laternen; wichtig ein jeder der gefährlichen Plagegeister in einem
Bild wie der „„Edelsteinsucherin‘‘; die Tiere überhaupt: spielende und sich
balgende Hunde, Wildgänse auf nächtlichem Flug oder auf der Weide,
die kleinen Austerntaucher auf dem Wasser, krakelige Fledermäuse, der
eilige Kuckuck, Schwalben im Flug oder an ein Schriftband geklammert,
Fische und andere Meeresgeschöpfe im Wasser und auf dem Trockenen,
schwänzelnde Kaulquappen.
Ausdrucksvoll eindeutig ist der Gestus der Erwachsenen und der meist
überaus munteren Kinder. Er erwahrt sich in der schauspielermäßigen
Drastik der Krieger, in der Gemessenheit und Ruhe der hohen Herren und
Damen aus dem Daimyo-Stand, den gesuchten Posen der aufgeputzten
Kurtisanen, dem trippelnden Huschen der Geishas-Nachtfalter, im un-
gezwungen natürlichen Gehaben der einfachen Leute, im anonymen Ge-
wimmel der Frauenbäder und der frohen Menge am Strand. Die Land-
schaften leben, für sich genommen, meistens durch eine stille Weite, die
wir durchmessen und umspannen, wenn wir dem Blick derjenigen folgen,
[V