die im Bild sie vor und um sich haben. Den tiefen inneren Eınklang von
Figuren und ‚„unbelebter‘“ Natur erkennen und spüren wir am leichtesten,
wo Frauen mit Gräsern, Sträuchern, Blumen, Bäumen beisammen sind
und in der gleichen Schwingung wie diese stehen und sich regen.
Die Farben, die auch im Werden dieser Blätter am Schlusse kommen, sind
als letztes zu sehen und zu werten, als leichter oder prächtiger Schmuck
eines durch das gegebene Thema und die Zeichnung schon ganz um-
schriebenen Inhalts. Sie verschmelzen in ruhiger Harmonie oder stoßen
aneinander und wecken und nähren sich gegenseitig, doch dürfen sie das
Thema der Erzählung und die zeichnerisch so beredte Form nie übertönen
oder gar ersetzen. Die Bilder können zu großer dekorativer Wirkung
gelangen; nur dekoratives Flächen- und Farbenspiel sind sie weder nach
ihrem Anlaß noch ihrem Ziel. Sie sind Illustrationen, und nicht nach der
Fernwirkung von außen her, sondern vorerst in der genauen Betrachtung
von innen nach außen zu erfassen und zu genießen.
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Im Frühling und Herbst 1928 überließ ein Japan-Sammler aus dem
aargauischen Baden, Herr W. Boller, dem Zürcher Kunsthaus für eine
Ausstellung ‚„,‚Harunobu bis Hiroshige‘‘ eine der heutigen Darbietung ent-
sprechende Anzahl Blätter der klassischen Holzschnitt-Meister, die immer
wieder als Maß auch für die Künstler und Drucke des 19. Jahrhunderts
betrachtet werden. Wenn der bekannte Forscher Julius Kurth die damalıge
Ausstellung mit einem sehr anerkennenden Vorwort einleitete, so spottet
er an anderer Stelle über Kunisada, der heute mıt nahezu hundert Arbeiten
erscheint, als einen überaus fruchtbaren, doch eben so wenig vornehmen
Künstler mit einem Werk von großer Zahl wie großer Schwäche, schlechtem
Farbensinn und tiefem Formenverfall, während er Kuniyoshi an Kraft,
Erfindung und Phantasie überragend nennt. Nun ist ein Messen von
Japan-Holzschnitten des 19. Jahrhunderts an solchen des 18. deswegen
unergiebig, weil zwischen ihnen ein Unterschied nicht des Grades, sondern
der Art besteht.
Herr Boller hat sich auch jetzt wieder freundlich zur Verfügung gestellt,
für die Lesung und Übertragung der von Tomita nicht näher ange-
gebenen Künstler-Signaturen, die uns so wichtig sind, wie die von To-
mita getreulich registrierten Bildüberschriften und Herausgeberzeichen.
Die Frage der Eigenhändigkeit besteht beim Japan-Holzschnitt nur für
den Urheber der Vorlage; die Übertragung der Zeichnung auf den Stock,
ihr Schnitt und der Druck mit der so wichtigen Farbenwahl liegen beim
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