von einer langen Reise nach dem Norden sich zurückgefunden hat
und im weitern Lauf nach Süden auch die in ähnlich vielgewundenem
Weg ihm zuströmende Loue aufnehmen wird.
Am Ufer der Loue, mitten im Flecken Ornans, steht das Geburts-
haus von Courbet, ein breiter Steinbau aus dem 18. Jahrhundert. Dem
Vater gehört außer diesem Haus auch der eigentliche Familiensitz in
Flagey, unweit von Ornans, ein weitläufiges Gutshaus inmitten hoher
Pappeln, mit ausgedehntem Acker- und Wiesland, und große Wein-
berge im Tal der Loue.
Zwischen dem 10. Juni 1819 und dem 31. Dezember 1877 spannt
sich das Leben des Meisters über 58 Jahre. Die ersten zwei Jahrzehnte,
1820—1840, bedeuten Heimat, Elternhaus, Schule, erste Berührung
mit der Kunst; das dritte, 1840—1850: Paris, Kampf in doppelter,
äußerer und innerer Not, um Selbstbehauptung und -Befreiung; das
vierte, 1850—1860, Kampf um Geltung und Lebensraum als Künstler
und ersten Glanz des Ruhmes; das fünfte, 1860—1 870, bringt zum
Ruhm auch Reichtum und Macht und reißt den Künstler in nicht nur
politisches Getriebe, sondern unmittelbare, wilde Zeitgeschichte ; im
letzten Jahrzehnt wird er vom Schicksal zermalmt, in fast völliger
Umkehr zu den Anfängen in Armut und Plage, nur jetzt um so trost-
loser, da alles, was er jetzt verliert, er nicht erst noch erstrebt, sondern
wirklich errungen und besessen hat: Freunde, Ansehen, Reichtum,
Schaffenskraft, Gesundheit, das Leben.
Der Vater, schon 1816 mit 18 Jahren Ehemann, ist zwar Vorsteher
der kleinen Gemeinde von Flagey, in der Verwaltung und Bewirt-
schaftung seiner Güter scheint er sich aber nicht mit besonderem
Glück betätigt zu haben. Die Mutter, verwandt mit dem Pariser
Rechtsgelehrten Oudot, und vier Jahre älter als der Vater, sieht tapfer
und arbeitsam im großen landwirtschaftlichen Betrieb zum Rechten,
gebiert und erzieht die Kinder und findet am Abend Sammlung und
Erholung in der Musik. Sie spielt die Flöte. Auf Gustave, den erst-
gebornen, folgen noch vier Töchter, drei von ihnen überleben das
Kindesalter, Zoe, geboren 1824, Zelie 1828, Juliette 1831. Courbet,
ohne eigenen Hausstand, bleibt auf alle Zeiten der Sohn dieser Familie
und den Seinen innig zugetan. Die Briefe, die er ihnen die Jahre
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