Niederwerfung der Commune, versteckt er sich. Am 30. Mai, 1. und
2. Juni wird, was von seinem Eigentum greifbar ist, beschlagnahmt,
am 7. Juni er selber aufgestöbert und verhaftet. Er hat sich Haar und
Bart abnehmen lassen, aber der Polizeioffizier erkennt ihn an seinem
immer noch nicht pariserischen Französisch: Vous avez compte sans
votre accent, il vous trahit.
Während der Untersuchungshaft stirbt in Ornans die Mutter vor
Kummer. Die Verurteilung vor Kriegsgericht erfolgt nach einem
langen und sensationellen Prozeß am 2. September, wegen Amts-
mißbrauchs und Beteiligung an der Zerstörung der Vendömesäule
als eines öffentlichen Denkmals, zu 6 Monaten Gefängnis, soo Franken
Buße und den Kosten. Von ı8 Mitangeklagten werden zwei zum
Tod verurteilt, andere zur Deportation.
Nach tiefer Niedergeschlagenheit während der ersten Wochen
erhält er im Gefängnis von Sainte-Pelagie die Erlaubnis zum Malen.
Er hat eine Einzelzelle, kann sich das Essen auswärts bestellen und
Besuch empfangen. Seine Verwandten und Freunde bringen ihm
Blumen. Ein Modell wird ihm verwehrt. So malt er Blumen und
Früchte. Wie sein altes Leiden (Hämorrhoiden) infolge der Unter-
suchungshaft und der Gefangenschaft eine Operation unvermeidlich
macht, wird ihm gestattet, die letzten zwei Monate in der Privat-
klinik des Dr. Duval in Neuilly zu verbüßen. Die Operation gelingt,
er lebt auf und findet auch hier wieder „ein Paradies‘. Noch ist er
Häftling, doch kann er seine Stilleben nun in Haus und Garten im
Kreis von wohlgesinnten, guten Menschen in lichteren und heitereren
Farben malen als im Gefängnis. Im ganzen sind es 41 Bilder aus
Neuilly und Sainte-Pelagie; nach einem Brief vom ı. Mai mit Ein-
beziehung der im März und April noch in Paris enstandenen sogar
so allein aus der Klinik.
Nach Bezahlung der Prozeßkosten und Ablauf der Haft, am 2. März
1872, ein freier Mann, muß er erfahren, daß vor der Öffentlichkeit
seine Schuld nicht getilgt ist. Alte Bekannte begegnen ihm ab-
weisend und mißtrauisch; im Salon 1872 wird er zur Teilnahme
persönlich als unwürdig befunden, die „Dame de Munich“ außerdem
abgewiesen, weil sie inmitten der Landesfeinde entstanden, ein Apfel-
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