Full text: Gustave Courbet

schafft und hält er auch in aufrichtiger Freundschaft durch Ton und 
Form des Verkehrs Distanz. Wie Courbet sich darauf einstellt und 
sich in seiner Art dagegen wehrt, zeigt sich in der beflissenen Gran- 
dezza des Begegnungsbildes, wo er als schöner Wanderer vor den 
Gutsherrn und dessen Diener tritt, und in der Abwandlung des Bild- 
titels: La rencontre — Bonjour Monsieur Courbet — La Fortune 
salue le Genie. Im nächsten Selbstbildnis trägt der Maler schon den 
gestreiften Kragen, der bei der Begegnung noch den vornehmen 
Gönner auszeichnet, 
Gesteigertes Bewußtsein seiner selbst gegenüber der Mitwelt erfüllt 
und erklärt auch das merkwürdige Riesenbild von 1855. Courbet 
nennt es „L’Atelier du peintre, Allegorie reelle, determinant une phase 
de sept annees de ma vie artistique‘“. Mit den sieben Jahren ist die 
Zeit seit 1848 gemeint, die Entfaltung seiner persönlichen großen 
Malerei in den Ornans-Bildern. Wie im Begräbnis sind hier viele 
Menschen versammelt, mehr als dreißig meist dunkel gekleidete Ge- 
stalten, Angehörige, Freunde, Modelle, „alle die Menschen, die ihm 
helfen und an seinem Werk teilhaben‘. Sie scharen sich nicht um eine 
offene Grube und einen Totengräber, sondern um seine Staffelei und 
ihn, der daran malt, und statt des Pfarrers zelebriert eine schöne nackte 
Frau. Die Demoiselles des Bords de la Seine, ein Jahr jünger, gehöfen 
nach ihrem städtisch-weltlichen Thema in diesen Umkreis; mehr als 
das Innenbild des Atelier haben sie Anteil an der Intensivierung der 
Farben, einem weiteren Gewinn des Malers aus seinem Aufenthalt in 
Südfrankreich. 
Mit Leidenschaft obliegt Courbet in diesen Jahren, im Herbst und 
Winter, in der Heimat der Jagd „über Berg und Tal, oft bis zum 
Bauch im Schnee“. Ein Fuchs im Schnee, ein sterbender Hirsch, „La 
chasse au chevreuil dans les förets du grand Jura“ oder „La Curee‘“, 
„La biche forcee A la neige“, leiten nach 1855 ein Jahrfünft der Jagd- 
bilder ein, von ähnlicher Bedeutung wie das Jahrfünft der ländlichen 
Kompositionen von 1849—1854. Den entscheidenden Beitrag bringt 
der Winter in Frankfurt; hier entstehen die Kompositionen der kämp- 
fenden Hirsche, denen Courbet ähnliche Wichtigkeit zumessen möchte 
wie dem Begräbnis in Ornans, und zu der großen Hirschjagd im 
Schnee. Wie er 1861 einen Teil dieser Ernte, nur drei Bilder von einer 
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