Full text: Corot - 1796 - 1875

hielt er eine zweite Medaille. Wie wenn er damit aus einem 
schirmenden Halbdunkel in eine gefährlichere Zone gehoben 
worden wäre, hatte er nun von Jury, Hängekommission und 
Kritik mancherlei Unfreundlichkeit zu erdulden. Käufer 
zeigten sich nicht. Erst 1839 erwarb der Herzog von Orleans 
zwei kleine Bilder. Anfangs der 1840er Jahre, eben als seine 
Einsendungen vom Aufnahmekomite am stärksten beschnitten 
wurden, folgten vereinzelte staatliche Ankäufe und 1846, da 
die Jury nur ein einziges Bild von ihm angenommen hatte, 
der erste Grad der Ehrenlegion, zum grössten Befremden des 
mistrauischen Vaters; er konnte nicht verstehen, dass ein 
Maler, der mit 50 Jahren noch nicht einmal seine Farben 
verdiene, einer solchen Auszeichnung würdig sel. 
Die Aufnahmeschwierigkeiten nahmen ein Ende als 1848 
ein juryfreier Salon stattfand und in der Folge die Aussteller 
die Jury wählten und Corot ihr lange Jahre selber angehörte. 
1848 und 1855 erhielt er Medaillen erster Klasse, die grosse 
Medaille d’Honneur fiel aber jedesmal, wenn er in Frage stand, 
an Parteigänger der Akademie. Nach einem ersten Vorschlag 
von 1855 wurde 1865 achtzehnmal abgestimmt, und schliesslich 
erhielt Cabanel mit einem Bildnis Napoleon III den Vorrang. 
Napoleon kaufte im nächsten Salon die „Solitude“ von Corot 
für die Privatsammlung der Kaiserin. An der Weltausstellung 
von 1867, als Corot mit älteren und neuen Hauptwerken 
sehr schön vertreten war, wurden ihm eine Reihe weniger 
ernsthafter Maler vorgezogen und er mit einer Medaille 
zweiter Klasse abgespiesen. Napoleon IH erhob ihn im gleichen 
Jahr zum Offizier der Ehrenlegion. Und 1874, nachdem die 
Künstlerschaft den achtundsiebzigjährigen Greis wie einen 
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