Mandoline, die Leserinnen, Griechinnen und Odalisken,
Musen, Zigeunerinnen mit Krug oder Tamburin, auch einige
nackte Göttinnen und Nymphen. Es sind Verklärungen von
banalen und verbrauchten Berufsmodellen, die Corot in
seinem Atelier sich bewegen, plaudern und trällern lässt —
„je ne suis pas de ces specialistes qui font le morceau, mon
but c’est d’exprimer la vie“ — während er an der Leinwand
arbeitet und seine Vorstellung mit ihrem Bild bekleidet. Corot
hatte mit diesen Gestalten wenig Glück beim Publikum und
der Kritik, auch seine Künstlerfreunde fanden sie befremdend
ungeschickt. Nur Hippolyte Flandrin merkte: „Dieser verflixte
Kerl steckt in seine Figuren etwas, das allen Spezialisten fehlt“.
VI
Es gibt im Leben und Werk von Corot auch ein Kapitel
Schweiz. Eigentlich sollte es seinen festen Grund und Halt
besitzen in der Gestalt der Mutter. Marie-Francoise Oberson,
Tochter von Claude Oberson, marchand de vin in Versailles,
und der Marie-Julie Scerre, die mit Heiratsvertrag vom 5. Mai
1793 dem Louis-Jacques Corot, citoyen de Paris, Sohn des
Perrückenmachers Claude Corot in Paris, sich verbindet, wird,
wo von ihr gesprochen wird, immer als Schweizerin bezeich-
net. Ueber Versailles zurück scheint aber keiner der Bio-
graphen des berühmten Sohnes ihrer Herkunft nachgegangen
zu sein. Gelegentlich flattert eine Bemerkung auf, die Mutter
des grossen Künstlers sei Waadtländerin gewesen; dann wie-
der heisst es vorsichtiger nur, ihre früh verstorbenen Eltern
seien aus der Schweiz gekommen.
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