eine andere sein darf und muss. Und die meisten, die sich
als neuere Interpreten anbieten, übernehmen mit den Tat-
sachen, die bisher von keiner Seite her wesentlich bereichert
oder erschüttert worden sind, von Robaut und Moreau-Nelaton
auch den Ton.
Meier-Graefe rüttelt an den Ketten; in dem schönen Buch
von 1930 erhebt er das gemalte Werk des Meisters zur eigent-
lichen Quelle für die Erkenntnis seiner Kunst und Persön-
lichkeit und verwendet die französische Biographie mehr nur
als bunten Einschlag in sein neues Gewebe. Ein jüngster
Verfasser, Eduard Gaillot, stellt in einer Schrift von 1934 „La
vie secrete de Jean-Baptiste-Camille Corot, peintre, graveur
et sculpteur“ die These auf von einem stürmischen, unter-
drückten, auf alle Fälle unbekannten Corot und will seiner
Hand neben einem vielgestaltigen lithographierten Werk auch
die Bestände der mit dem Nachlass versteigerten „Privat-
sammlung“ von Corot zuweisen, deren Zustandekommen
hauptsächlich aus Freundschaftskäufen des gütigen Meisters
bei bedrängten Kollegen doch bekannt ist. Die Regung ist
verständlich, die Art der Auslösung zu gewagt.
Das Buch von Robaut und Moreau-Nelaton ist beides: ein
rührendes menschliches Dokument mit unvermeidlicher per-
sönlicher und zeitlicher Befangenheit, und eine Quellensamm-
Jung von absolutem Wert. Robaut und Moreau-Nelaton haben in
ihrem empfänglichen Alter im Lebenskreis und der Atmosphäre
des sehr betagten Corot gestanden und sich ihr Bild für die
ganze Gestalt von dieser Stelle aus nach rückwärts geschaffen.
Wir sind weiter entfernt, womit von ihnen vielleicht zu nahe
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