Full text: Corot - 1796 - 1875

eine andere sein darf und muss. Und die meisten, die sich 
als neuere Interpreten anbieten, übernehmen mit den Tat- 
sachen, die bisher von keiner Seite her wesentlich bereichert 
oder erschüttert worden sind, von Robaut und Moreau-Nelaton 
auch den Ton. 
Meier-Graefe rüttelt an den Ketten; in dem schönen Buch 
von 1930 erhebt er das gemalte Werk des Meisters zur eigent- 
lichen Quelle für die Erkenntnis seiner Kunst und Persön- 
lichkeit und verwendet die französische Biographie mehr nur 
als bunten Einschlag in sein neues Gewebe. Ein jüngster 
Verfasser, Eduard Gaillot, stellt in einer Schrift von 1934 „La 
vie secrete de Jean-Baptiste-Camille Corot, peintre, graveur 
et sculpteur“ die These auf von einem stürmischen, unter- 
drückten, auf alle Fälle unbekannten Corot und will seiner 
Hand neben einem vielgestaltigen lithographierten Werk auch 
die Bestände der mit dem Nachlass versteigerten „Privat- 
sammlung“ von Corot zuweisen, deren Zustandekommen 
hauptsächlich aus Freundschaftskäufen des gütigen Meisters 
bei bedrängten Kollegen doch bekannt ist. Die Regung ist 
verständlich, die Art der Auslösung zu gewagt. 
Das Buch von Robaut und Moreau-Nelaton ist beides: ein 
rührendes menschliches Dokument mit unvermeidlicher per- 
sönlicher und zeitlicher Befangenheit, und eine Quellensamm- 
Jung von absolutem Wert. Robaut und Moreau-Nelaton haben in 
ihrem empfänglichen Alter im Lebenskreis und der Atmosphäre 
des sehr betagten Corot gestanden und sich ihr Bild für die 
ganze Gestalt von dieser Stelle aus nach rückwärts geschaffen. 
Wir sind weiter entfernt, womit von ihnen vielleicht zu nahe 
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