HANS -
NEILMAIER
Als der formzerstorende Impres- -
sionismus sich seinem fatalen Ende
näherte, suchten die « Fauves » mit
Henri-Matisse an der Spitze dem A
Bilde durch das Mittel der Farbe ' | 2
eine neue Struktur zu verleihen.
Um die gleiche Zeit setzte die
Reaktion, besser gesagt, der For- — ie AEA
maufbau der Kubisten mit Braque bod ee GER
und Picasso als Pionieren ein. pl pes
Auch Légers entscheidende ar mt
Anfänge fallen in jene Epoche, doch fr ] |
trat der Unterschied zwischen seiner va I bh
und der Kubisten Gestaltungsweise ‚3
schon damals, in seinen « dynami- | 8 ' ; .
schen » Kompositionen (Nus dans ' ©
la Forêt ») in Erscheinung. In keiner Ç |
seiner Früharbeiten begegnet man 4 me 8
jener Aufteilung des Motivs in
Einzelvolumen wie sie den Kubisten
eigentümlich war. Sein Bemühen,
um eine Zergliederung des Bild-
ganzen herumzukommen, kann teils auf
das naheliegende Beispiel Cezannes, in der
Hauptsache aber auf die vorwiegende
Bedeutung des Objekts in des Malers |
Gesamtwerk zurückgeführt werden : das «>
Objekt als plastische Funktion im Bilde, , pr .
unbeschadet seiner empirischen Bedeutung. le A ;
Die Diktatur des Gegenständlichen in der > +. LU A
Renaissancemalerei und deren subjektive ; A A + NO A cS
Auffassung führte zum Gebrauch bildgestal- Co = * ’ =
tlich untauglicher Mittel. RAR Cm # ;
Die Primitiven, ob man an Negerkunst id 1] -. A
oder an die Bildner der Kathedrale denke, PA ‘Aw Wy “4 hoa
waren objektiv. Das religiöse Sujet blieb X rm I
ungeachtet seiner symbolischen und % -
kultischen Bedeutung den künstlerischen ew i
Formgesetzen untergeordnet. Darum bleibt - . - ”
eine mittelalterliche Plastik, die uns moti- %
vlich nichts mehr zu sagen hat, als künst- I
lerische Schöpfung unserem Empfinden nah. '
Folgten die Primitiven diesem zeitlosen a
Gestaltungskanon instinktiv, so gehorcht Shy a =
ihm Leger mit Bewusstsein. Er wählt die A AIS, ju" = =
menschliche Figur, Maschinenteile, Mess- ; A eu £ Lp a
punkt instrumente usf. unter dem einzigen 7 A = Fy LO au a LC ua
Gesichtsihrer plastischen Formeignung. Das +- 3A | Lage ID pu :0
Zusammenhausen heterogenster Dinge im kb Es ; us
Bilde rechtfertigt er durch ihre Formver- DZ YO wal
wandschaft, der sich die der Farbe gesellt. Al Eg
Sein puritanischer Verzicht, auf « Expres- M …
sion », Stimmungswerte und andere sekun- oT
dire Gestaltungsmittel befreit Legers ;
Kunst von überflüssigem Ballast und zeigt A
sie ın ihrer elementaren Schönheit, die auf
der strikten Einhaltung der jeder Kunstart à
vorgeschriebenen Grenzen beruht.
Von diesem Standpunkt aus allein wird ;
man seinem Schaffen gerecht, versteht E
man die grosse Reinemachearbeit, die er Vas
für seine Epoche geleistet hat. Seine Ww. '
Erkenntnis vom Gebrauch der wesentlichen ~~
Mittel lasst an einen andern das Schaffen ei
seiner Zeit befruchtenden Maler denken : =
an Seurat.
1929
4
1999