Volltext: Ausstellung Pierre Bonnard, Edouard Vuillard

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von Bonnard zeigt die kolorierte Zeichnung von 1930 «Portrait 
d'homme aux lunettes». 
Der Künstler VUILLARD steht zwischen seiner heutigen 
Erscheinung eines feinen alten Herrn mit weichem, weißem 
Bart und dem Selbstbildnis als Jüngling, das in der AussteF 
lung mit einigen andern Frühwerken die Reihe eröffnet. Diese 
bringt dreimal mehr Arbeiten aus den Jahren vor 1900 als bei 
Bonnard. Nach ihnen scheint Vuillard früher und bewußter reif als 
der ein Jahr ältere Freund. Gespannte innere Empfindsamkeit 
und Zurückhaltung gegen außen, die in der seelischen und 
malerischen Haltung des Selbstbildnisses so deutlich sprechen, 
kennzeichnen und leiten seine Malerei, Ausdrücklicher noch als 
Bonnard sperrt er sich gegen die heitere Leichtigkeit des im 
pressionistischen Naturalismus, Seine Technik ist alles andere 
als unbekümmertes Hinstreichen. In dichten Sprenkeln, halb^ 
erloschenen Pinselzügen und kaum umrissenen Flächen setzt er 
ausgesucht nuancierte Farben auf kleine Stücke lehmfarbenen 
Pappdeckel, wo der offene Grund und die lockere Zeichnung 
sich sofort zu glanzlosen, doch feinfarbigen Flächen, zu Raum 
und Luft zusammenfügen. Die Auflösung der räumlich plastF 
sehen Erscheinung und ihrer Farbigkeit zu neuem Aufbau wirkt 
nur dort kunstgewerblich, wo die Bilder nachträglich stark ge 
firnißt und damit da und dort Zusammenhänge gebrochen und 
Gewichte verschoben worden sind. 
Sein Lebenskreis scheint eng, man findet ihn in diesen Bildern 
gewissermaßen immer in Hausrock und Pantoffeln, um ihn herum 
Kinder und häuslich tätige Frauen, Wo er den kleinen Rahmen 
verläßt, wie in dem großen Intérieur von 1897, gelangt er mit 
schwarzen, tiefroten, weißen, blauen Flächen und reichen 
Zwischentönen, perspektivischer Verschränkung und kühner 
Lichtführung zu satter Pracht, oder im Dejeuner von 1899 zu 
ernster Einfachheit und Größe, Dann zwingt er sich wieder zu 
gedämpfterem Spiel, um nur mit stumpfer Erde die reiche Welt 
zu malen. Einige Jahre nach 1900 erfolgt ein neuer Durchbruch 
zur Farbigkeit, wie im schillernden Rosenstilleben von 1904,
	        
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