Volltext: Ausstellung Salomon Gessner

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Er wird dabei erfahren, daß Geßner nie auf einer bestimmten Manier 
sich zur Ruhe setzt und einmal gewagtes und erprobtes gern gegen 
neue Entdeckungen preisgibt/ und daß eine bis gegen 1760 ob* 
waltende gleichzeitige Mannigfaltigkeit sich bald zu stetiger Em> 
Wicklung klärt. 
In der Vielseitigkeit des Anfängers der 1750 er Jahre spiegelt 
sich das Vorbild der von 1754 an bei David Geßner, dem Oheim 
Salomons, erscheinenden ersten Lieferungen von Johann Caspar 
Füßlis «Geschichte und Abbildung der besten Maler in der Schweiz», 
mit ihrem überreichen Schmuck von radierten Titelbildern und 
Vignetten Rudolf Füßlis. Geßners persönliche Erfindungskraft zeigt 
sich in der Folge bei der Wiederkehr des gleichen Vorwurfs, wie sie 
sich mit der Ausschmückung von neuen Auflagen der gleichen Texte 
ergibt. Sie wird ihm stets nur Antrieb zu besserer und reicherer Aus* 
stattung und Durchbildung des einen Motivs. Bezeichnend ist in den 
frühem und kleinen Blättchen die leichte zeichnerische Nadelführung, 
später eine besondere Art, mit glitzerndem Netzwerk die Fläche zu 
decken und die Massen ineinander wachsen zu lassen. Auffällig ist 
das Nebeneinandergehen der drei selbständigen Folgen der Land* 
schäften und der Illustrationen der Prachtausgabe mit der ununter* 
brochenen Reihe der Vignetten zu den kleinen Ausgaben der eigenen 
Schriften und zahlreichen andern Veröffentlichungen. Die beiden Grup* 
pen könnten fast unabhängig von einander bestehen, die räumliche 
Trennung in der Ausstellung in Saal B III und in der graphischen 
Sammlung bestätigt nur den Sachverhalt. 
Die beziehungsreiche Anmut der Vignetten scheint oft den etwas 
ungelenken großem Kompositionen überlegen. Bei aller schweizerisch* 
provinzialen Biederkeit und Deutlichkeit sind aber auch die meisten 
unter diesen in einer so gesunden Empfindung für Gleichgewicht und 
Offenheit der Form geschaffen, daß das Bewußtsein auf den ersten 
Blick sie dauernd in den Besitz nimmt. 
Von Wichtigkeit für die Betrachtung der Radierungen ist die 
Beschaffenheit von Druck und Papier. Die Sammlungen von 1796 
und 1802/35 geben von vielfach abgebrauchten Platten auf rauhem 
Papier oft leere und matte Abzüge, die frühen wirken farbig und 
leuchtend. Für die Ausstellung sind die zahlenmäßig lückenlosen Be* 
stände des Kunsthauses in den Fällen wo'frühe Drucke fehlten, durch
	        
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