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sind dem ältern Geßner dankbar für den warmen Schein der Farbe,
statt des abstrakten Grau. Die Farbe ist zwar nur leichte Decke
über einem in Hell und Dunkel vorgeschauten und so schon ent
scheidend angelegten Bild. Nach ersten Versuchen vor 1770 ver
wendet Geßner sie zart und anschmiegsam, nur begleitend. Aber
auch kräftigeres Braun und Rotbraun ist später bloß ein anderer
Gesamtton statt grau. Gelöster, auch im Motiv, sind erst die Bilder
aus den letzten Jahren,- auch die nicht alle,- doch ist ja Geßner, auch
wo er zeitbefangen bleibt, gesund und klar.
Stetig und ohne Umweg entfaltet sich sein malerisches Werk,
das heißt die Folge der Kompositionen, in Tuschzeichnungen und
Deckfarbenbildern von 1765 bis ins Todesjahr. Nur Fälschungen
und irrtümliche Zuschreibungen können ihm den Anschein von Un
sicherheit und Unklarheit geben. Geßners Berühmtheit verlockte früh
schon zur Einführung apokrypher Arbeiten. Sie finden sich in öffent
lichen und privaten Sammlungen nicht selten. Die Ausstellung im
Kunsthaus wollte sie vermeiden.
Von echten Werken, die in alten Quellen belegt sind, ließen
sich die folgenden nicht finden: Der staatliche und königliche Besitz
in England weiß von den vier Guaschen der Königin Charlotte nichts,
der Kunstbesitz der Königin sei bei ihrem Tod zu Gunsten ihrer
Kinder versteigert worden. Leningrad und Moskau berichten, daß
die Museen von Geßner nichts besitzen, und von den durch Katha
rina II. und die Gattin Paul des I. erworbenen vier Guaschen nichts
bekannt ist,- die für Lord Clive gelieferten zwei großen Bilder,
«Tod der Ino» und «Ende des Prinzen Arthur» waren nicht auf*
findbar,- über das Schicksal der Sammlung des Herrn von Montigny
in Dijon mit sechs der schönsten Geßnerschen Bilder war aus Dijon
kein positiver Bescheid erhältlich. Die «Fischerhütte» und die «Ein*
samkeit», das «Opfer an Pan», «Dämon und Phillis», «Chloe», nach
Kolbe Eigentum von Major von Muralt in Zürich, von Pfarrer
Veith in Andelfingen, der Prinzessin von Dessau, blieben verschollen,
im Gegensatz zu andern Blättern, die auf Grund alter Angaben
sich entdecken und für die Ausstellung gewinnen ließen. Das Bild*
dien von 1766 im Stammbuch von Adrian Zingg blieb mit dem
Stammbuch in der Sammlung König Friedrich August II. in Dresden,
das ganze Büchlein ist in Faksimilereproduktion leicht zugänglich.