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Erfindung diese noch junge Kunst eine ganz neue Richtung
erhielt: die Druckpresse tötete den aufblühenden Handdruck.
Durch die Industrialisierung des Buches und der damit ver-
bundenen Mlustration wurde der Holzschnitt zur Schablone herab-
gedrückt. Die reizvolle, sich auf eine organische Materie voller
Lebens gründende Technik des vornehmen Handdruckes musste
der lukrativeren Reproduktionsweise des einförmigen Presse-
druckes weichen. - Wie es oft geschieht, gingen durch den ma-
teriellen Fortschritt wichtige ideelle Werte verloren.
Vor der Renaissance waren die Holzschnitte Kompositionen, die
man durch Aussparen weisser Flecken aus einer schwarzen Ober-
fläche erhielt; nunmehr gelangte die Linie zu unumschränkter
Herrschaft und damit fielen alle gemachten Eroberungen einem
banalen Illusionismus zum Opfer. Rasch verliessen die Künstler
eine Technik, die ihnen nur noch auf dem Gebiete eines Vir-
tuosentums Möglichkeiten erschloss. Schon Dürer und Holbein
machten ihre Vorzeichnungen, ohne mehr die geringste Rück-
sicht auf das Material zu nehmen, gerade wie wenn sie auf
Papier gezeichnet hätten. Professionelle Holzschneider mussten
zusehen, wie sie mit dem Stehenlassen haardünner, sich vielfach
überschneidender, oft spiralig verlaufender Linien fertig wurden.
Doch bald zeigten diese sich der delikaten Aufgabe gewachsen.
Bereits unterschieden sich ihre Stege nicht mehr vom Kupfer-
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