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Lebensjahren ebenso meisterhafte Porträts wie sonnige
Landschaften und Szenen bewegten Lebens, wie das
berühmte Blatt der Polospieler, radiert.
Lovis Corinth stand Liebermann in den Jahren des
Kampfes um die neue Kunst zur Seite, um während seiner
letzten Lebenszeit zu einer Freiheit des malerischen
Vortrags zu gelangen, die seine Blätter als die kühnsten
Äusserungen impressionistischer Darstellungsform er«
scheinen lässt. Als dritter unter den Meistern neuer
Malerei muss Max Slevogt genannt werden, der von
allen am meisten den Namen eines Graphikers im eigent-
liehen Sinne verdient. Er ist als Illustrator zahlreicher
Bücher berühmt geworden. Seine immer lebendige
Phantasie hat Hunderte von Bildern geschaffen, die auf
den Stein gezeichnet oder in Kupfer radiert, die Wun
dermärchen des Orients und des alten Deutschland
ebenso begleiten wie die Indianergeschichten Coopers
und die Dichtungen Goethes.
Hans Meid hat sich zuerst einen Namen gemacht mit
einer Folge von Radierungen zu Mozarts Oper Don
Giovanni, um später in vielen Blättern seine malerische
Phantasie zu erweisen. Emil Orlik hat sich vor allem
als Bildnisradierer zahlreicher berühmter Zeitgenossen
bewährt. Paul Paeschke hat mit malerischem Instinkt
das bewegte Leben der Berliner Strassen geschildert.
Eine eigene Kunst übt Käthe Kollwitz, die sich von
dem Leiden der Armen zu eindrucksvollen Anklagen
gegen die Ungerechtigkeit der heutigen Gesellschaft
hinreissen lässt.
Ein Zeichner von äusserster Empfindsamkeit, Satiriker
und hervorragender Porträtist zugleich ist Rudolf Gross
mann, der auch als Illustrator sein Talent bewährte.
Für Hans Purrmann bedeutet im Gegensatz das Schwarz-
Weiss nur eine andere Übertragung der farbigen Wirk
lichkeit, auch als Radierer malt er mehr als er zeichnet.
Unter den Plastikern, die sich auch der graphischen
Techniken bedienen, nahm der früh verstorbene Wil
helm Lehmbruck einen besonderen Rang ein. Seine
Akte sind von einer leise schwermütigen Kontur um
zogen und scheinen einen verhaltenen Schmerz zu offen