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trina della vita Monastica (Nr. 31) mit dem Bildnis des hl. Lorenzo Giustiniani,
welches eine getreue Kopie des berühmten Gemäldes von Vincenzo Bellini dar
stellt; Ketham (Nr. 63), wo ein bestimmender Einfluss Mantegnas zu erkennen
ist; vor allem aber der unerreicht schöne Polifilo (Nr. 36).
Nach einem historisch interessanten Versuch des Druckers Nicolö della Magna,
den Kupferstich als Buchillustration zu verwerten (Nr. 5, Dante 1481), bringt
besonders Florenz eine Reihe prächtiger Bücher hervor, denen allen unverleug-
bare Stilreinheit und Rasse innewohnen. In diesen Holzschnitten finden wir
alle Elemente der Florentiner Malerei wieder: harmonischer Aufbau, Sicherheit
und Eleganz der Linienführung, geschickte Behandlung von Licht und Schatten.
Der Geist Botticellis, der im Quattrocento die Kunst in Florenz beherrschte, lässt
sich auch im Holzschnitt leicht erkennen. (N. 16, 22, 23, 24, 25, 28, usw).
Von den andern italienischen Städten geben wir Werke, welche einen gewissen
regionalen Charakter aufweisen. Neapel ist durch den berühmten Aesop von
Del Tuppo (Nr. 9) vertreten, in welchem die volktümlichen, vielleicht vom
Ausland beeinflussten Figuren von herrlichen Rahmen in Niello-Technik um
schlossen sind«7). Von Verona zeigen wir den Valturio (Nr. 8); seine Figuren
sind Matteo da Pasti zugeschrieben und können als seltenes italienisches Beispiel
realistischer Darstellungsweise gelten. Nr. 3 5 De Claris Mulieribus stammt aus
Ferrara und ist eines der wenigen Bücher, das fremden Einfluss aufweist. Von
Brescia geben wir den Dante (Nr. 13) und den Aesop (Nr. 12), beides volkstüm
liche Bücher, was Ausgabe und Illustrationen anbelangt. Nr. 34, 55, Gaffurio
und Nr. 41 Corio sind mailändische Ausgaben, typische Vertreter des lombar
dischen Stiles, denen allen etwas von der Manier Leonardos eigen ist, so dass
die Figuren des Corio geradezu Leonardo zugeschrieben wurden 18 ); sie stammen
aber, nach neuern Forschungen, wohl eher vom Meister des “Melchiore da
Parma”. Das Büchlein des Miniatore (N. 10) ist bolognesischen Ursprungs, und
wir glauben nicht zu übertreiben, wenn wir dieses Stück als eines der wichtig
sten Beispiele einer regionalen Kunst anführen, die noch viel eingehender stu
diert werden sollte.
Diese reiche Blüte der Buchkunst, in den engen Grenzen eines Vierteljahrhun-
derts, kann nicht nur den Buchkenner allein interessieren, sondern sie greift auch
ins Feld der Kunstgeschichte hinüber. Ohne die grossen Namen der italieni
schen Malerei direkt mit der Geschichte des italienischen Buches verbinden zu
wollen, wäre es doch kaum möglich, Italien den ihm gebührenden Platz in
der Graphik einzuräumen, ohne die Buchholzschnitte in Betracht zu ziehen.
Bekanntlich ist die italienische Produktion der Bildholzschnitte (Einblattdrucke)
bedeutend geringer, im Vergleich zur holländischen und deutschen, und nur die
unvergleichlich schöne Reihe der italienischen Bücher vermag den richtigen