Eindruck der Vollkommenheit des italienischen Holzschnittes **) zu geben.
Das XVI. Jahrhundert zeitigt eine deutliche Dekadenz der Illustration. Der
Holzschnitt fängt an den Kupferstich nachzuahmen und büsst dadurch an Kraft
und Ursprünglichkeit ein. Das Buch wird in immer grossem Auflagen gedruckt,
dadurch aber verliert es an Sorgfalt der Ausstattung und sinkt zur Dutzendware
hinab. Aus diesem Niedergang retten sich in den ersten Jahren noch einige Bü
cher, welche direkt Figuren des Quattrocento wiederholen so z. B. Ovid (Nr. 42)
Diogene Laerzio (Nr. 43); einige wenige Werke, welche sich durch Originali
tät im Ornament auszeichnen, wie Phalaris (Nr. 44) und Sabellico (Nr. 47) und
nicht zuletzt die "Stampe Popolari”, die in ihrer einfachen Art den Stil des
Quattrocento oft bis ins XVII. Jahrhundert beibehalten 20 ). In dieser Dekadenz
sind natürlich die Blockbücher nicht inbegriffen, da sie nicht direkt in die Ge
schichte des Buchdruckes gehören. Sie sind in Italien sehr selten und kamen re
lativ spät auf; in der Ausführung zeigen sie eine grosse handwerkliche Voll
kommenheit (Valvassore Nr. 59), haben aber mit ursprünglicher Kunst wenig
oder nichts gemein.
Zwei neue Feinde bekämpfen nun das Holzschnittbuch: die immer grösser wer
dende Popularität des Kupferstiches und das Uberhandnehmen der Illustration
gegenüber dem Text. In Büchern wie: Fanti (Nr. 67), Marcolini (Nr. 68), Ma-
rozzo (Nr. 79), Vecellio (Nr. 86) schmilzt der Text auf ein paar Zeilen zusam
men; Bücher wie Valvassone, Pittoni, Bertelli, (Nr. 87, 75, 76) bestehen nur
noch aus Tafeln.
Im XVII. Jahrhundert geht der Auflösungsprozess immer mehr vor sich. Der
Buchschmuck beschränkt sich auf das Titelblatt oder den Vortitel (Bonarelli
Nr. 101, Strozzi Nr. 103, Pio di Savoia Nr. 105), und die Illustrationen, von ita
lienischen und ausländischen Künstlern wie Callot und Deila Bella geschaffen,
nehmen das doppelte, oft dreifache Format des Buches ein und werden als Tafeln
zusammengefaltet (Cavalcanti Nr. 107, Carducci Nr. in). Hie und da taucht
freilich eine Luxusausgabe auf, in welcher der Kupferstich oder die Radierung
dekorativ verwendet werden, (Torcigliani Nr. 108) aber es handelt sich um
Einzelfälle.
Eine organische Gestaltung des illustrierten Buches finden wir erst wieder im
XVIII. Jahrhundert. Wie in Frankreich die Kunst der Innendekoration den Buch
schmuck beeinflusste 21 ), so spiegeln sich die brillanten venezianischen Salons,
die elegant geschwungenen Möbel in den Titelblättern, Bordüren und Vignet
ten italienischer Bücher wieder. Raffinierter und technisch vollendeter sind frag
los die französischen Illustrationen, von Zeichnern und Stechern geschaffen,
die in jener Kunst das Höchste leisteten; oft aber lassen Papier und Druck
zu wünschen übrig. Das italienische Buch ist origineller in der Illustration