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aus der Lage und den Verkehrs Verhältnissen ergebenden Be
dürfnissen festgelegt sind. Damit soll ein günstiger Ausbau der
bestehenden und neuen Baugebiete herbeigeführt werden.
Das Baubedürfnis hat während der neuzeitlichen Entwicklung
nicht wesentlich geändert. Mit der Wahl zum Sitze der Bun
desbehörden wurde Bern Verwaltungsstadt, also vornehmlich
Wohnstadt. Bis zum Kriegsausbruch deckte die private Bau
tätigkeit den Bedarf an Mittelstandswohnungen. Das Haus mit
3 aber höchstens 4 Geschossen galt als Norm, höhere Bauten
waren als Mietskasernen verpönt. Luft und Sonne wurden reich
lich verlangt und diese Forderungen führten im allgemeinen zu
einer hochstehenden Wohnkultur. Die Ueberbauung ist denn
auch sehr locker. Die überbaute Fläche im alten Gemeindebe
zirk beträgt zirka 68 m 2 pro Kopf der Bevölkerung. Dieser
Wohnkultur ist es zu verdanken, wenn trotz des ungenügenden
behördlichen Einflusses die Ueberbauung der neuen Gebiete
nicht noch schlimmer geworden ist. Das Eigenheim wurde
hauptsächlich durch Interessengesellschaften gefördert. Da
gegen musste von der Gemeinde vielfach der Bau von Klein
wohnungen übernommen werden. So entstanden in den Jahren
1890—1895 die städtischen Wohnquartiere Wyler und Ausser-
holligen, wo das Einfamilienhaus mit grossen Pflanzgärten Be
rücksichtigung fand.
Früher als anderswo verschlimmerten sich während der Kriegs
zeit die Wohnverhältnisse in Bern. Viele Wohnungen wurden
für den vermehrten Bedarf der Verwaltungen beansprucht und
die private Bautätigkeit war der hohen Baukosten wegen ausser
Stande für den notwendigen Ersatz zu sorgen.Wiederum musste
die Gemeinde durch Erstellung von Wohnbaracken und Wohn-
kolonien auf dem Wyler, in Ausserholligen und Bümpliz dem
dringenden Bedürfnis abhelfen, bis dann die private Bautätig
keit untersttüzt durch öffentliche Mittel den Wohnungsbedarf
deckte. Alfred Hartmann,
Adjunkt des Stadthaumeisters.