Ws technischer Schwierigkeiten erscheint dieses Verzeichnis erst
nach der Eröffnung der Ausstellung. Die Fragen, die sie aufz
wirft sind von den Besuchern bereits formuliert und ausgesprochen worden.
Sie gehen, wie immer, mit Woher und Wohin ebensosehr nach der Person
des Künstlers, als nach dem einfachen Was und Wie seiner Kunst. Nun
sind zur Erörterung von Fragen des Wissens und der Einsicht vor allem
die Bücher da. Das Buch über Kokoschka hat Paul Westheim 1918 ge=
schrieben und 1925 mit einer Ergänzung für die inzwischen verflossenen
Jahre zum zweiten Male herausgegeben. Einiges ist schon seither wieder
neu dazu gekommen; da und dort sehen wir, namentlich wir in der Schweiz,
auch im älteren Werk des Künstlers etwas anders.
Pöchlarn an der Donau, wo Kokoschka im Jahre 1886 geboren wurde,
im Bereich des berühmten Stiftes Melk, war schon als Sitz des treuen
Rüdiger Grenzmark zwischen östlichen und westlichen Reichen. Auch im
Klang des Namens trägt der Künstler den Hinweis auf eine ostländische
Abstammung, die Bereitschaft und Empfänglichkeit für weite seelische
Schwingung und Glanz der sinnlichen Mittel verheißt (wie sie in Musikern,
Mozart und Schubert bis auf Meister unserer Tage, höchste Erfüllung ge=
funden), im Gegensatz zu französischer Sicherheit und Knappheit im Urteil
und Vollbringen, deutscher Beschaulichkeit und Problematik, nordischem
Pessimismus. Früh kommt er in die Großstadt, tritt in Wien in die Kunst-
gewerbeschule und überrascht einundzwanzigjährig 1907 durch einen Fresken
zyklus und durch Dichtungen. Von einem kleinen aber literarisch lebendigen
und einflußreichen Kreise wird er als junger Meister gefeiert und gefördert,
von der im Herkommen befangenen Mehrheit heftig abgelehnt. Es ist
nicht sicher, ob diese vielseitige Frühreife ganz Natur ist. Kokoschka
selber nennt immer wieder Adolf Loos, der ihn geführt, mit neuen Men-
schen zusammengebracht und zum Porträtieren ermuntert habe. Ein Stück
eigenen Traumlebens als Jüngling in einer neuen und fremden Welt schreibt
und zeichnet er in den «Träumenden Knaben».
Die Ausstellung im Zürcher Kunsthaus bringt zwei derartige Zeich=
nungen, die ihre Bedeutung hauptsächlich durch das Werk besitzen, das