Die quälende Unruhe solcher übergroßer Differenzierung wird
durch einen beruhigenden Konservatismus beglichen, den Ahnen
kult. Das Gegenwärtige wird ungemein zerteilt. Immer von
neuem entstehen zauberische Kräfte, gegen welche Abwehr
maßregeln erfunden werden; in solchen magischen Gegensätzen,
denen Feindschaften und Stammeskämpfe entsprechen, wird
das Leben dieser zauberbedrohten Steinzeitmenschen zerrieben.
In die Gegenwart mischen sich drohend Geister der Verstorbenen,
die in langen Festen gefeiert und versöhnt werden ; ein Hauptteil
der bildnerischen Kunst dankt ihren Ursprung dem Ahnendienst.
Dem Matriarchat stehen wie fast überall Männerbünde ent
gegen, deren Gebräuche magische Mittel, Festplätze, Hütten und
Kulte den Frauen zu sehen verboten ist, für Tabu gilt.
Ein gut Teil dieser Plastiken kommt aus den Hütten der
Männerbünde und den Ahnentempeln. Wir gestehen, daß die
Zeichen dieser symbolhaften Kunst bis heute im großen und
ganzen fast unverständlich blieben oder man vageste Deutung
kaum übertraf. Jedes ornamentale Zeichen besagt Bestimmtes,
doch der Sinn ist seit längerem den Eingeborenen schon ins
Schwanken geraten, und das gleiche Ornament deuteten ver
schiedene Menschen gänzlich verschiedenartig. Hinzu kommt,
daß die Kunstwerke der Geheimbünde naturgemäß verborgen
wurden und ihr Wesentliches, nämlich der zauberische
Sinn, der Macht verleiht, von ihren Besitzern ängstlich geheim
gehalten wurde. Vielleicht wurden dort Kunstwerke so oft zer
stört, einesteils, weil diese nach Gebrauch bei den Feiern ihre
magische Kraft abgenutzt hatten; es mag aber auch sein, daß
man es vorzieht, diese zauberhaltigen Gegenstände eher zu zer
stören, als daß sie in unerwünschte Hände geraten.
Fast der gesamte Umkreis der Kunstübung ist Männer
handwerk, und oft werden von bestimmten Künstlern diese
Dinge gefertigt. Vielleicht betrachtet man die Ahnenstatuen
etwa wie Wohnsitze der umherirrenden Seele. Allerdings sind
uns selten die Vorstellungen der Einwohner tatsächlich deut
lich geworden. Hie und da möchte man glauben, daß man an
eine Art Doppelseelenhaftigkeit glaubt, als ob eine Bildseele in
die Statuen einginge, während eine andere Seelengestalt an
irgendwelchen Orten verweilt oder umhertreibt.
Der junge Eingeborene wird würdig, solchen Männerbün
den beizutreten, nachdem er mit gleichaltrigen Genossen —
vielleicht als Geister — im Busch gelebt hat, abgetrennt von