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der Familie, wobei er wohl zum ersten Mal in die magisehe
Überlieferung seiner Gemeinschaft eingeweiht wird. Vielleicht
leben diese Knaben dort als eine Art verstorbener Geister, was
etwa durch ihre Körperbemalung angezeigt wird, und der Ein
tritt in die Geheimgesellschaft bedeutet eine Art Wiederauf
erstehen, das im Ablauf der Natur ermutigend wahrgenommen
und trostreich gefeiert wird. Der Einfluß dieser Geheimgesell
schaften ist ungemein, da diese des Besitzes zauberische Kräfte
und magischer Mittel sich rühmen.
Wir wenden uns zunächst den Ahnenfiguren von Neu-
Guinea zu. Der Schädel ist meist plastisch betont, über ihm
der schützende Totemvogel, während der Körper gänzlich flächig
aufgefaßt ist. Bei einigen dieser Figuren mag überraschen,
daß der Körper als ornamentales Gestänge geschnitzt ist. Ich
wage hier eine Deutung zur Diskussion zu stellen: Von den
Verstorbenen werden besonders die Schädel hoch gewertet und
diese mit dem Skelett in Hütten bewahrt. Wechselt man die
Hütte, nimmt man diese Reste der Verstorbenen mit fort. Viel
leicht, daß dies ornamentale Gestänge das Skelett der Ahnen
andeuten soll. Die auffallende Betonung des Schädels mag
einem abgeklungenen Schädelkult entsprechen. Es wird auf
die Ahnenfiguren der Geelvink-Bai (Holländisch-Neu-Guinea)
verwiesen, in deren ungeheure Köpfe öfters der Schädel des
Verstorbenen eingebaut wird, so daß der geschnitzte Kopf die
Maske des Ahnen ist. Die Masken sind das geräumige Wohn
haus der Ahnengeister, deren Stimme in dem klingenden Sausen
der Schwirrhölzer vernommen wird. Ich weise weiter darauf
hin, daß das skeletthafte Gestänge der Ahnenfiguren von
Deutsch-Neu-Guinea vielleicht an die Korwar-Balustraden der
Geelvink-Bay erinnert. Die plastische Betonung des Kopfes
mag darauf hindeuten, daß der Ahne als Maskenträger darge
stellt ist. So auch mag der Maskentanz aufzufassen sein, der
vielleicht ein Tanz der in die Masken gebannten Ahnen bedeutet.
Ebenso glauben wir, daß bei den zu Tanzhandhaben ge
schnitzten Totemvögeln der tanzende Totemvogel das Haupt
sächliche bedeutet und nicht der Tänzer.
Der Eingeborene des Bismarck-Archipels versieht viele seiner
Gebrauchsgegenstände und Waffen mit Schnitzereien, Dar
stellungen von Masken und Totemtieren, und es dünkt uns
zweifellos, daß in solchem Brauch magischer Sinn liegt. Seine
Schilde schnitzt der Neu-Guinese zu medusenhaften Abschreck