IX
deutschen Nibelungenliedes, 1758 die Manesseschen Minnesänger.
Als Schüler und Jünger von Bodmer fällt Füßli über das Englische
her, «um die gerühmten <aber damals erst von Bodmer und seinen
Freunden anerkannten) Schönheiten des W. Shakespeare zuerst nur
zu ahnen, dann aber einzusehen». Nüscheler, der sich als den Freund
einführt, mit dem der Student Füßli am meisten verkehrte, der fast
um alles wußte, was Füßli damals las, studierte, zeichnete, lehrt ihn
gleichzeitig italienisch,- auch hier ist ihm die Sprache Schlüssel zu den
Dichterwerken von Petrarca und Dante, wie das Griechische zu Homer
und Pindar. Auch hier führt Bodmer. Als Entdecker und Kämpfer
trachtete er in der Kraft des Jünglings- und Mannesalters ganz
Europas Geist zu fassen und bewirkte, daß die Blicke Europas eine
Zeitlang sich auf Zürich richteten.
Zwanzig Jahre jünger als Bodmer, aber immer noch um so viel
älter als Füßli, ist der Winterthurer Joh, Georg Sulzer, Er wurde
von Friedrich dem Großen als Professor der Ritterakademie eben in
der Zeit, da Füßli mit ihm reiste, nach Berlin zurückberufen. Füßli
hat während des halben Jahres, da er bei ihm wohnte, mit dem
Verfasser der «Theorie der schönen Künste» in ähnlich fruchtbarem
Austausch gestanden wie mit Bodmer und dem Ideenkreis von
Winckelmann, mit dem er als Sohn seines Vaters in unmittelbarer
Fühlung stand,- er nahm auch Winckelmanns römische Briefe an
Johann Caspar mit sich nach Deutschland und England.
Anfangs ist Füßli Bodmers Jünger in Person, er schreibt ihm sehr
lebhaft aus Deutschland und während einiger Jahre mit großem
Zwischenräumen aus England, und dichtet auf ihn eine Ode, die
den Besungenen verdroß. Der Altersunterschied und die örtliche
Distanz lassen sie persönlich einander sich entfremden. Dafür bleibt
Füßli sein Jünger im Geist, er nährt am Werk des Lehrers die un
verbrauchte Kraft für eigene neue Schöpfungen. Wo wir nur die
Worte Belesenheit, Wissen, Literatur auf bringen, ist alles heftigstes,
glühendes Jünglingserlebnis, jede Zeichnung und jedes Bild, alle Auf*
Zeichnungen, Abhandlungen und Vorlesungen über Kunsttheorie und
Kunstgeschichte immer nur Antwort auf Dinge und Fragen, die in
der Heimat seiner Jugend ihn zum erstenmal trafen und bewegten.
Man mache an den Quellenangaben im Katalog und beim Durch
schreiten der Ausstellung darauf die Probe. Auf diese Weise, anders