Volltext: Johann Heinrich Füssli, Henry Fuseli, 1741 - 1825

IX 
deutschen Nibelungenliedes, 1758 die Manesseschen Minnesänger. 
Als Schüler und Jünger von Bodmer fällt Füßli über das Englische 
her, «um die gerühmten <aber damals erst von Bodmer und seinen 
Freunden anerkannten) Schönheiten des W. Shakespeare zuerst nur 
zu ahnen, dann aber einzusehen». Nüscheler, der sich als den Freund 
einführt, mit dem der Student Füßli am meisten verkehrte, der fast 
um alles wußte, was Füßli damals las, studierte, zeichnete, lehrt ihn 
gleichzeitig italienisch,- auch hier ist ihm die Sprache Schlüssel zu den 
Dichterwerken von Petrarca und Dante, wie das Griechische zu Homer 
und Pindar. Auch hier führt Bodmer. Als Entdecker und Kämpfer 
trachtete er in der Kraft des Jünglings- und Mannesalters ganz 
Europas Geist zu fassen und bewirkte, daß die Blicke Europas eine 
Zeitlang sich auf Zürich richteten. 
Zwanzig Jahre jünger als Bodmer, aber immer noch um so viel 
älter als Füßli, ist der Winterthurer Joh, Georg Sulzer, Er wurde 
von Friedrich dem Großen als Professor der Ritterakademie eben in 
der Zeit, da Füßli mit ihm reiste, nach Berlin zurückberufen. Füßli 
hat während des halben Jahres, da er bei ihm wohnte, mit dem 
Verfasser der «Theorie der schönen Künste» in ähnlich fruchtbarem 
Austausch gestanden wie mit Bodmer und dem Ideenkreis von 
Winckelmann, mit dem er als Sohn seines Vaters in unmittelbarer 
Fühlung stand,- er nahm auch Winckelmanns römische Briefe an 
Johann Caspar mit sich nach Deutschland und England. 
Anfangs ist Füßli Bodmers Jünger in Person, er schreibt ihm sehr 
lebhaft aus Deutschland und während einiger Jahre mit großem 
Zwischenräumen aus England, und dichtet auf ihn eine Ode, die 
den Besungenen verdroß. Der Altersunterschied und die örtliche 
Distanz lassen sie persönlich einander sich entfremden. Dafür bleibt 
Füßli sein Jünger im Geist, er nährt am Werk des Lehrers die un 
verbrauchte Kraft für eigene neue Schöpfungen. Wo wir nur die 
Worte Belesenheit, Wissen, Literatur auf bringen, ist alles heftigstes, 
glühendes Jünglingserlebnis, jede Zeichnung und jedes Bild, alle Auf* 
Zeichnungen, Abhandlungen und Vorlesungen über Kunsttheorie und 
Kunstgeschichte immer nur Antwort auf Dinge und Fragen, die in 
der Heimat seiner Jugend ihn zum erstenmal trafen und bewegten. 
Man mache an den Quellenangaben im Katalog und beim Durch 
schreiten der Ausstellung darauf die Probe. Auf diese Weise, anders
	        
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