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liches «Jugendalbum », der Klebeband im Zürcher Kunstbaus mit
den 200 Zeichnungen aus dem zweiten Jahrzent seines Lebens, blieb
als Ganzes außerhalb der Ausstellung,- er steht in der graphischen
Sammlung des Kunsthauses zur Besichtigung zur Verfügung. Die
frühesten ausgestellten Blätter stammen aus dem Jahr 1755, darunter
bereits eine Hamletszene. Sie sind nur Vorspiel und Einleitung, Knabe,
Jüngling, Mann und Greis bekennen sich nach Blut und Geist in einer
beispiellosen Folge von Kompositionen und Skizzen jeden Umfangs und
der verschiedensten Technik,- das Werkzeug entspricht immer auch der
innern Temperatur und dem künstlerischen Ziel, Der Katalog grup*
piert die Zeichnungen auf dem Papier, die Ausstellung vereinigt sie
nach ihrer Verwandtschaft in den einzelnen Sälen, Damit ist zu ihnen
der Weg gewiesen. Schwerer machte man sich gelegentlich den Zu*
gang zu der Kraft, die sie geschaffen hat.
V on außen betrachtet, stellen sichdas Leben und die persönliche
Erscheinung Füßlis als Künstler ungefähr so dar:
In der gesellschaftlichen und politischen Enge des Stadtstaates
Zürich gerät sein jugendliches Rechtsempfinden in Konflikt mit einer
autokratischen Obrigkeit, er geht, wenig mehr als zwanzigjährig, 1763
als eine Art politischer Verbannter zu größerer geistiger und persönlicher
Freiheit nach Deutschland, wendet sich dann, 1764, als Mittler
zwischen deutscher und englischer Dichtkunst und Wissenschaft nach
England, wird nach wenigen Jahren durch einen englischen Maler
selber der Malerei zugeführt, lebt als Kunstjünger einige Zeit in
Italien, kehrt 1779 nach einem mißglückten Versuch, in Zürich wieder
anzuwurzeln, endgültig nach England zurück, heiratet eine Eng
länderin und verläßt England während 45 Jahren nur einmal, um
1802 in Paris die von Napoleon zusammengetragenen Gemälde zu
studieren. In England verschafft er sich rasch Geltung und An*
sehen, wird schon 1788 Mitglied, dann Dozent und Inspektor der
englischen Malerakademie, schreibt englische Bücher, malt Bilder zu
nationaUenglischen Dichtungen und wird als englischer Maler 1825
neben Sir Joshua Reynolds in der Londoner St, Paulskathedrale be*
graben. Im ganzen Leben wie im künstlerischen Wesen ist Füßli
nur die Verneinung schweizerischen Wesens und Masses, wie es in
andern Zürcher Figuren des 18, Jahrhunderts, etwa den Salomon
Geßner, Ludwig Heß, Heinrich Wüst geprägt ist,- sein Streben,