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Nacht lebendiger und farbiger als der Tag ist. Allerdings
gebe ich es auf, das Geld, das ich dem Wirte be
zahlte, durch Malerei wieder einzustecken, denn das
Bild ist eines der hässlichsten, das ich je machte. Es
ist, obwohl verschieden, in der Art der „Kartoffel
esser". — Ich versuchte, mit dem Rot und dem Grün
die schreckliche Leidenschaft der Menschen auszu
drücken. — Das Zimmer ist blutrot und dunkelgeib,
in der Mitte ein grünes Billard und vier zitronen
gelbe Lampen, die orange und gelb leuchten. Das gibt
immer einen Gegensatz von verschiedenen Grün und
Rot mit den Gestalten der kleinen schlafenden Gauner
im leeren und traurigen Saal. Und immer das Gegen
spiel von Violett und Blau. So ist das Blutrot und
das Gelbgrün des Billard zum Beispiel dem kleinen,
zarten Louis XV. Schreibtisch entgegengesetzt, auf
dem ein rosa Strauss steht. Die weissen Kleider des
Wirtes, der in einem Ofenwinkel wacht, werden zi
tronenfarben, bleichgrün und leuchtend. — Ich mache
eine Zeichnung mit Aquarellfarbe, um sie Dir morgen
zu schicken, damit Du eine Idee davon hast.“
An THEO, No. 517, S. 447, Arles, 8. Sept. 1888.
,,In meinem Cafehausbild versuchte ich auszu
drücken, dass das Cafe ein Ort ist, wo man verrückt
werden und Verbrechen begehen kann. Ich ver
suchte es durch die Gegensätze von zartem Rosa,
Blutrot und dunkelroter Weinfarbe, durch ein süsses,
Grün ä la Louis XV. und Veroneser Grün, das mit
Gelbgrün und hartem Blaugrün kontrastiert. Dies alles
drückt eine Atmosphäre von glühender Unterwelt aus,
ein bleiches Leiden. Dies alles drückt die Finsternis
aus, die über einen Schlummernden Gewalt hat.“
An THEO, No. 518, S. 450. Arles, Sept. 1888.