32
Bei denselben Radierungen befindet sich ein schönes
bedecktes Feld mit einer Egge. Dann die vier Tages
zeiten, die auch in Holzschnitten zu haben sind.
Ich möchte all dies haben, zum wenigsten die
Radierungen und die Holzschnitte. Das ist ein nötiges
Studium, woraus ich lernen kann. Ich möchte durchaus
nichts mehr kopieren, das alten Systems ist. Ich will
auch den barmherzigen Samariter von Delacroix ko
pieren. An THEO, No. 592, S. 616, St. Remy, Herbst 1889.
„Du wirst überrascht sein, welche farbige Wirkung
die Feldarbeiten geben. Das ist eine sehr interessante
Arbeit. — Ich will Dir sagen, was ich darin suche, und
warum es mir gutscheint, sie zu kopieren. Man ver
langt von uns Malern, dass wir immer selbst kom
ponieren, und nichts als Kompositeurs seien. Gut,
aber in der Musik ists nicht so, und wenn jemand
Beethoven spielt, dann wird er seine persönliche
Deutung hinzufügen. In der Musik und vor allem im
Gesang bedeutet die Interpretation des Komponisten
etwas; und wenn es nicht so ist, müsste man nur
den Komponisten, der seine eigenen Arbeiten spielt,
gelten lassen. — Gut, aber besonders, wo ich krank bin,
versuche ich, eine Sache zu machen, die mich tröstet,
die mich besonders freut. — Ich setze das Weiss oder
Schwarz Delacroixs oder Millets hinein, oder stelle
mir ihre Arbeiten als Modelle vor die Augen. Und
dann improvisiere ich darüber Farben, aber wohlver
standen, ich bin dabei nicht vollständig ich, sondern
suche Erinnerungen an ihre Bilder zu geben. Aber die
Erinnerung, den vagen Zusammenklang der Farbe, die
ich im Gefühl habe, gleichgültig, ob sie richtig sind; das
ist meine Interpretation. — Eine Menge Leute kopieren
nicht, andere wieder kopieren. Ich kam durch Zufall