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in breit fließenden Linien gezeichnete Hiob von 1912, ein zweiter,
vereinfachter «Theseus», das auf den Walchensee- und «Corinther»-
Kreis hinweisende «Frühstück», die große «Löwenbrücke» eine
nach Rembrandt übertragene Opferung Isaaks und ein in Rem-
brandtschem Geist angelegter «Ölberg», der «Fahnenträger», 1920
nach dem Gemälde von 1911 sehr effektvoll aus dem Schwarzen
heraus radiert, und einige der reichsten und freiesten neuen
«weißen» Blätter, die «Weibliche Figur mit Hund» und «Hänge
matte I».
Die Ausstellungsschränke der beiden Hauptsäle scheinen
leichteres Gut zu fassen: Einfälle, Gelegenheitsarbeiten,
allerhand Versuche. So eine Folge von wirbeligen Dafnis-
blättern, alles Liebesunterhaltungen und Lämmerspiele, bis zuletzt
plötzlich neben dem alt und gebeugt sitzenden Hirten mit Stunden
glas und Hippe das Gerippe steht; Festkarten, Buchzeichen,
neue helle Landschaften, «Studien» und «Eindrücke» aus der
allerletzten Zeit, wo Farbwert und Form schließlich durch ein
faches mehr oder weniger dichtes Gitterwerk vermittelt werden
und graue, schwarze und weiße Flächen sich zu Raum und Massen
ballen; eine Reihe von Selbstbildnissen in kleinem Format
und scheinbar wenig sorgfältiger Ausführung, Seelenzeiger, in
denen der Künstler seine Erscheinung abwandelt, manchmal
quälerisch bis zur unheimlichen Verzerrung, auf ihr spielt wie
auf einem Instrument, das alles geben muß, was der Meister will
und was sein Herz füllt, Mut und Angst.
Die Ausdrucksmittel der Radierung sind nicht sehr reich.
Corinth beansprucht sie nicht einmal ganz, er beschränkt sich
fast ausschließlich auf die Verwendung der kalten Nadel und schafft
sich aus diesem technisch so engen Bezirk eine weite und fruchtbare
künstlerische Provinz. Nebenher geht ein großes lithographisches
Werk mit ebenso spannender Entwicklung und glücklicher Er
füllung. Gemeinsamer Boden ist die Zeichnung, unendlich be
weglich und vielseitig in der Erscheinung, als Bleistift, Feder,
Kohle, schwarze und farbige Kreide; der Künstler zwingt das
besondere Werkzeug, ihm stets das zu geben, was es allein, und
allein nur vollkommen zu geben vermag; mit dem Werkzeug