VII
1897—1901 führte der Künstler ein Wanderleben mit kurzen Untere
brechungen durch Aufenthalte in Norwegen. Er nennt diese Jahre eine
dunkle Zeit voll Unruhe, Krankheit und Not, sie war aber auch voll Arbeit
und verstehender Freundschaft. 1902 öffneten sich ihm die Räume der
Berliner Sezession zu einer Ausstellung neuer Bilder. Wie er erzählt, hing
oben an den Wänden sein „Fries des Lebens", darunter der „Teil" in^
mitten andererWerke von Ferdinand Hodler. Der stille Sammler und Kenner
Albert Kollmann vermittelte ihm den Zugang zu dem Augenarzt Dr. Max
Linde in Lübeck, oder diesem den Zugang zu seiner Kunst, und Dr. Linde
wurde auf einige Jahre für den immer nodh von Armut bedrängten,
nicht anerkannten Maler der wahre Mäzen. Zur Durchführung seiner
verschiedenen Aufträge — Familienbilder, ein Fries zur Ausschmückung
eines Saales und jene Mappe Radierungen und Lithographien „Aus dem
Hause Linde" — arbeitete Munch 1902 und 1903 abwechselnd in Lübeck
und in Aasgaardstrand und Kristiania. Von Lübeck aus ergaben sich
Beziehungen zu Hamburgisdhen Kunstfreunden, über Berlin nach Thüringen,
namentlich Weimar. Der Sommer gehörte immer Norwegen, Herbst und
Winter 1904/05 Berlin und Hamburg, 1905/06 Berlin, Weimar, Elgersburg
und Kosen. In dieser Zeit schon zeigten sich die Nachwirkungen der Not
der Lehr^ und Wanderjahre als nervöse Überreiztheit. 1907 verbrachte
er in Berlin und Lübeck, den Sommer malend in Warnemünde. Von da
aus begab er sich im Herbst 1908 nach Kopenhagen in das Sanatorium
von Dr. Jacobsen. Noch als Patient spürte er hier bald das Erwachen
neuer Lebenskraft. Mehr als geheilt, geladen mit drängender Ungeduld
für neues Schaffen, kehrte er 1909 nach Norwegen zurück.
In Kragerö, fast noch am offenen Meer, in unmittelbarer Berührung
mit einer großen und herben Landschaft, schuf er die Wandgemälde für
die Universität in Kristiania. Bald suchte er doch wieder die Stadt und
die Enge des heimatlichen Fjordes. 1911 arbeitete er abwechselnd auch
in Hvitsten unweit der Hauptstadt, von 1912 an in dem Industrieort Moß,
1916 richtete er sich auch in Sköien, ganz nahe bei Kristiania, eine
Wohnstätte ein. 1912 hatte er noch einmal Kopenhagen, Paris und
London besucht,- während des Kriegs, da das Ausland verschlossen
blieb, reiste er im eigenen Land und brachte es dazu, daß er schließlich
an vier Orten zugleich Wohnsitz und Arbeitsstätte besaß. In Kragerö
und Moß war er Mietgast, in Hvitsten und Sköien hat er selber Haus