Volltext: Ausstellung Edvard Munch

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Mit den Ausstellungen folgen allmählich auch die ausführlicheren Aus* 
einandersetzungen in den deutschen Zeitschriften ,■ ziemlich spät, da für zu* 
stimmende Würdigungen wohl erst das Reifwerden der Leserschaft abge* 
wartet werden mußte. Mit negativer Stellungnahme hatten die Tages* 
Zeitungen schon von Anfang an nicht zurückgehalten. In „Kunst und Künst 
ler" setzen mit 1912 zwei Stimmen ein. Curt Glaser sdiafft die Grund* 
lagen und Bausteine zu seinem 1917 vollendeten Buch, z, B, mit einer 
breit angelegten und eindringlich werbenden und überzeugenden Abhand 
lung über die Munchsche Graphik im Band 1912/13/ er sieht in Munch 
einen Eigenen und Großen, Karl Scheffler nähert sich ihm eher zögernd. Er 
hat nicht ungehemmten Zugang, findet nicht alle Forderungen erfüllt,die er an 
einen großen Maler und Künstler stellt, vermag nicht, ihn so zu nehmen 
und gelten zu lassen wie er ist, sondern stellt seine Forderung über die 
Leistung, die er sieht,- seine Vorstellung ist enger, nicht weit und ge* 
schmeidig genug, um Munch völlig aufzunehmen,- dies verpflichtet zu um 
so gründlicherer Aussprache. Scheffler benutzt dazu jeden Anlaß (Kunst 
und Künstler XI 391, XII 205, 289, 415, XIX 307). Er sieht ein starkes 
Talent, das da und dort an seinen (Schefflers) Erwartungen und Forde* 
rangen vorbeigeht. So geht auch der Kritiker da und dort am Künstler 
vorbei,- es ist doch mehr Grenzen ablaufen als zu den Quellen dringen, 
wenn er ihn <XIX, 219) als Radierer zwar dem engem Rembrandt* 
kreis einfügt, aber ihm auch etwas vom Blut Goyas zuschreibt und in 
den großen Landschaften einen leisen Piranesi*Zug, in den radierten Köpfen 
etwas Englisches festzustellen glaubt. Was Schefflers Wertung des Künstlers 
am schärfsten charakterisiert, ist, daß er in ihm immer wieder mehr Zart* 
heit und Charme als Kraft, mehr Einschmeichelndes als Erschütterndes findet. 
Ähnlich traut H, Rosenhagen schon 1903 im Februarheft der «Kunst» 
angesichts der bei Cassirer ausgestellten Bilder dem als brutal ver* 
schrieenen Munch zu, daß er ein sehr feines Gefühl für zarteste Nuancen 
besitzt und, wenn er wollte, sicher in der Form zur höchsten Eleganz 
gelangen könnte. Er rühmt im weiteren die Frische der (damals) neuesten, 
vor der Natur entstandenen Werke gegenüber den symbolistischen Schöp* 
hingen der 90er Jahre, mit ihren einfacheren, aus der direkten Anschauung 
nicht aus der Spekulation gewonnenen Symbolen, und die Graphik mit 
ihren vorzüglichen Arbeiten, die den Künstler jedem Kenner und gewiß 
auch dem verständigen Publikum empfehlen müssen. An dieses „ver*
	        
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