Volltext: Ausstellung Edvard Munch

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Omega begegnete der Dichter^Hyäne. Ihr Fell war struppig und ungepflegt, Ihre ba* 
nalen Liebesworte rühren sie nicht, aber sie windet einen Lorbeerkranz mit ihren kleinen 
weichen Händen und krönt sie, ihr süßes Gesiebt zärtlich an den bösen Kopf geschmiegt. 
Der Tiger näherte sein grausam wildes Haupt Omegas lieblichem Köpfchen, Omega 
zitterte nicht. Sie ließ ihre Hand in dem Rachen ruhen und streichelte seine Zähne, 
Als der Tiger dem Bären begegnete, spürte er Omegas Geruch, den Duft der bleichen 
Apfelblüte, die Omega an jedem Morgen bei Sonnenaufgang küßte. Sie gingen einander 
an und zerrissen einander. Plötzlich ändern gleich wie auf einem Schachbrett die Figuren 
ihren Platz, Omega lehnt sich an Alpha, Neugierig und ohne zu verstehen rechen die 
Tiere ihren Hals und schauen das Spiel, 
Die Augen Omegas waren wechselnd von Farbe, An gewöhnlichen Tagen waren sie 
blau wie der Himmel, aber wenn sie ihre Liebsten erblichte, wurden sie schwarz, und es 
blitzte rot in ihren Tiefen, und dann geschah es, daß sie ihren Mund in einer Blume ver* 
barg. Omegas Herz war wandelbar. Eines Tages sah Alpha sie am Bache sitzen und 
einen Esel küssen, der in ihrem Schoße lag. Da holte Alpha den Strauß und lehnte sich 
an seinen Hals. Aber Omega hob nicht die Augen von ihrem liebsten Amt des 
Küssens, 
Omega fühlte sich müde, und es quälte sie, nicht alle Tiere der Insel zu besitzen. Sie 
kauerte im Grase nieder und weinte heftig, dann erhob sie sich und irrte umher auf der 
Insel. Da traf sie das Schwein, Sie kniete hin und verbarg ihren Körper in ihrem langen 
schwarzen Haar, Und Omega und das Schwein erkannten einander. 
Aber Omega langweilte sich, eines Nachts, als die goldene Säule des Mondes sich 
in dem Spiegel des Wassers wiegte, entfloh sie auf dem Rücken eines Hirsches über das 
Meer, nach den hellgrünen Ufern unter dem Monde, Alpha blieb allein zurück auf der Insel. 
Eines Tages kamen die Kinder Omegas zu ihm, ein neues Geschlecht war auf der 
Insel erwachsen, sie sammelten sich um Alpha, und nannten ihn Vater. Es waren kleine 
Schweine, kleine Schlangen, kleine Affen, kleine Raubtiere und andere Wechselbälge des 
Weibes, Er verzweifelte. 
Er lief am Strande hin, Himmel und Meer waren rot wie Blut, Er hörte Schreie 
in der Luft und hielt seine Ohren, Erde, Himmel und Meer schwankten, und er verspürte 
eine tiefe Angst, 
Eines Tages brachte der Hirsch Omega zurück. Alpha sitzt am Strande, Sic kommt 
ihm entgegen, Alpha hört das Blut in seinen Ohren sausen, die Muskeln seines Körpers 
schwellen, und er schlug Omega mit seinen Händen zu Tode. Als er sich dann über sie 
beugte und ihr Antlitz sah, erschrak er. Es blickte ihn an wie damals im Walde, als er 
sie am meisten geliebt hatte. 
So war er noch im Anschauen versunken, als ihn die Bastarde und Tiere der Insel 
überfielen. Und sie zerrissen ihn. 
Das neue Geschlecht erfüllte die Insel,
	        
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