Holbeinsche Schärfe der Modellierung, und er
liebte das malerische Leben bei Frans Hals und
Vermeer van Delft. Diese Dinge suchte er in
der Natur, so sah er seine Modelle an, seine
Freunde, und die Bauern auf den Dörfern, in
die er sich von den Grosstädten zurückgezogen
hatte, um ganz und ausschliesslich nur seiner
künstlerischen Aufgabe leben zu können. Ein
Kopf bei Leibi, das ist etwas anderes, als ein
Kopf sonst in der Kunst. Diese Energie der
plastischen Form, wo man jeden Knochen fühlt
und an jeder winzigsten Stelle noch merken kann,
in welcher Tiefenschicht man sich befindet, hat
sonst niemand erreicht. Aber das Grosse ist,
dass dies immer Malerei, immer Fläche bleibt
und nie sich aufdringlich und handgreiflich be
merkbar macht. Seine Energie ist nicht die
Energie eines Nachahmers der täuschenden Wirk
lichkeit, sondern die Energie der Erscheinung.
Denn gleichzeitig, wo er noch so stark in die
Form geht, sorgt er für die malerische Wahrheit,
Behutsam geht er allen Flächen nach, zärtlich
modelliert er ihr Auf und Ab und studiert Hell
und Dunkel im Verhältnis zum Licht. Konsequent
entwickelt er bis zur höchsten Leuchtkraft die
Farbe des Fleisches aus dem Ton heraus und