Kunstrichtung so unerhört schnell ihre Elemente
gebildet und dabei im Vergleich zu anderen so
rasch Würdigung, ja sogar Anerkennung gefunden.
Dieses fast sprunghafte Wachsen erklärt sich aus
der ungestümen Entwicklung unserer Zeit, die
langsamen und organisch begründeten Aufbau
nicht kennt und alle Übergänge und Zwischen
stufen gewaltsam unterdrückt, ein Vorgang, der
bei der Musik und Literatur ebenso deutlich in
Erscheinung tritt. Zu welchem Abschluss diese
junge, schlechthin „Ausdruckskunst“ genannte,
Kunstrichtung kommen wird, vermag man heute
nicht annähernd festzusteilen.
Einer der ersten Künstler, der über den Rah
men des Hergebrachten nach neuem Ausdruck
strebte, war die allzufrüh verstorbene Paula
Becker-Modersohn. Sie lebte in der Mitte der
Worpsweder Maler, deren Kunst ihr anfangs das
höchste Ziel schien, und malte, als sie über
die schülerhaften Anfänge hinausgekommen war,
Bilder, deren Bedeutung weit über das Niveau
dieses begrenzten Kreises ragte. Ihre Kunst wuchs
durch die Vereinfachung ihrer Mittel und die Ver
innerlichung ihrer Vorwürfe. Das Malerische, das
zu Beginn den Hauptwert ihrer Leistung aus
machte, wurde zurückgedrängt, und die figürliche
Komposition war das Problem, das sie mit allen
Mitteln zur stärksten Ausdrucksfähigkeit zu ge-