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lern befinden sich eine Sintflut, ein Herkules mit
Keule und Löwenhaut, Adam und Eva, eine Dar
stellung der grausamen Marter des Apostels Simon
und eine Federzeichnung, die als Titelblatt zu
einem „Hinkenden Boten" gelten kann. Von zwei
Blättern in Bleistift zeigt das eine allerlei Einfälle,
das zweite ist ein Bildnis von Salomon Landolt,
wahrscheinlich vom Jahre 1771. Füßli befand sich da
mals zu einem kurzen Aufenthalt in Zürich,Landolt
war 1767 von Metz und Paris zurückgekehrt und
genoß als politische Persönlichkeit wie als Maler
bereits ein gewisses Ansehen. Im Hause seines Va
ters, wo alles verkehrte, was in Zürich zeichnete und
malte, kann er Joh. Rudolf leicht begegnet sein.
Landolts Geburtsjahr ist 1741. Die Reise nach Metz
hatte er 1764 angetreten. Hätte er Füßli zu dieser
Zeit gesessen, so würden seine Züge doch etwas ju
gendlicher sein müssen als aus der Zeichnung. Das
glatt rasierte Antlitz unter dem Dreispitz ist das
eines Dreißigjährigen. Zwei andere Bildnisse im
Kunsthaus, das Oelgemälde Reinhards (Kat.-
Nr. 435) wie das Wochersche Aquarell (Kat.-Nr.
492), das in unmittelbarer Nähe der Zeichnung
hängt („Salomon Landolt, ein ächter Schweizer und
Biedermann, geschickt als Künstler, verehrt und ge
liebt als Freund"), stammen beide aus dem Jahre
1803 und zeigen den ehemaligen Landvogt als be
standenen älteren Herrn. Die Bleistiftzeichnung
charakterisiert ihn ungleich lebendiger. Scheinbar
kühl und geruhsam blickt das Auge, die Linien um
Mund und Nase verraten aber deutlich genug gei
stige Beweglichkeit und Energie, allerdings auch die
Bereitschaft zu ironisch-skeptischem Lächeln.
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