Biblinicher
Künstlerhaus Zürich.
Venus und Adonis
Rubens nach Titian.
Rubens hat während seines mehrjährigen Aufent-
haltes in Italien die grossen Meister des Cinque Cento
nicht nur aufs eifrigste studiert, sondern bekanntlich
auch vielfach copiert und die Ideen der betreffenden
Künstler frei übersetzt und umgedichtet in vlämi-
sche Formen übertragen. Mit Vorliebe lehnte er sich
an Titian an und zu den verbreitetsten Compositionen
nach dem Venetianer gehört sein » Venus und Adonis«,
ein Vorwurf, der bis jetzt in 3 Auffassungen des nor-
dischen Meisters bekannt ist.
Das erste gegen 1615 entstandene Bild (auf Holz
84 cm hoch, 91 cm breit) besitzt die Eremitage in
St. Petersburg. Die unbekleidete Göttin ihrem Schwanen-
Wagen entsteigend, umhalst den zur Jagd eilenden
Jüngling und sucht ihn mit liebevollen Blicken zurück-
zuhalten. Der kleine Amor unterstützt sie in diesen Be-
strebungen, indem er mit einem Arm das Bein Adonis’
umklammert. Dieser selbst sucht sich loszureissen.
Als Accessorien drei Hunde an der Leine; Gebirgs-
landschaft.
Nach Rooses sind die Figuren ganz von der Hand
des Meisters, nach Waagen nur die Köpfe derselben.
Tiere und Landschaft werden übereinstimmend Wil-
dens zugeschrieben. Eine Copie dieses Bildes mit
kleinen Änderungen befindet sich im Mauritshuis im
Haag (früher auch noch von Rooses als Original be-
ZOT