Volltext: Vincent van Gogh, Cuno Amiet, Hans Emmenegger, Giovanni Giacometti

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Laienprediger zu den Bergleuten des Borinage gegangen; 
er kehrte zur Kunst zurück, weil er erkannte, dass er nur 
hier sein Letztes, Persönlichstes, geben und doch zugleich 
stärkste Faktoren der Gemeinsamkeit schaffen konnte. 
Van Gogh begann, nach einem Wort Meier-Graefes, 
mit Nichtigkeiten, die auf die Laufbahn des schlimmsten 
Kitschmalers schliessen lassen. Mauve, Mesdag, Jacob Maris 
gaben ihm die ersten Grundlagen; daneben die alten Hol 
länder im Haag. Mit zäher Energie arbeitete er, selbstlos, 
zurückhaltend, wie nur irgend ein in akademischem Respekt 
Erzogener. Seine Farben sind gedämpft, schwer, fast 
erdig; die Zeichnung — er hat mit unendlichem Fleiss 
immer wieder gezeichnet — korrekt, zögernd, beinahe 
langweilig. Anfänge einer eigenen Formgebung tauchen 
auf, als er in Nuenen Bauern zu malen beginnt; die be 
kannten Aardappoleters sind ein Beweis dafür, ebenso die 
Bauernzeichnungen aus dieser Zeit. Seine eigentliche Ent 
wicklung setzte erst ein, als er 1886 nach Paris kommt, als er 
zuerst statt des Tones und der Linie die Farbe als Aus 
drucksmittel kennen lernt. Die ungeheure Grösse Dela 
croix’ tut sich dem Schüler der Holländer auf — daneben 
die moderne Analyse des Impressionismus und die Japaner. 
Ungeahnte Ziele tauchen auf, er sieht neue Ausdrucks 
möglichkeiten aus der Berührung des Neuen mit dem, was 
er bereits besitzt, erstehen, und fängt, sechsunddreissig- 
jährig, noch einmal von vorne an. Mit «mühsamer Analyse» 
beginnt er. «Seine ersten farbigen Bilder sind farblos im 
Künstlerischen»; er hat das Aeusserliche gelernt, ohne das 
neue Auge, das erst das Alte wandelt, zu besitzen. Bald 
aber fängt er an zu wachsen, aus Eigenem Eigeneres zu 
geben. Er nähert sich Seurat, kommt mit manchem seiner 
besten Stücke der stillen Schönheit Sisleys nahe — und 
durchläuft in kaum zwei Jahren die ganze Entwicklung, 
die die neue Malerei von den Alten bis auf heute durch 
laufen hatte. Als er 1888 Paris verlässt, hat er sich zu 
eigen gemacht, was er nur irgend erreichen konnte; jetzt 
beginnt sein Schaffen. Wie Gauguin nach der duftenden 
Insel, so zog er sich aus dem verwirrenden Leben von
	        
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