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Wechselwirkungen. Der Künstler fragt sich, was
an einer Naturerscheinung, einem Augenerlebnis,
ihn so erregt hat, dass er es malen muss, aus
welchen rein künstlerischen Faktoren sich die
Wirkung zusammenbaut. Sie will er in seinem
Bilde neu erstehen lassen, diese Wirkungen rein
sichtbarer Art, und dem gegenüber tritt nun
das gegenständliche Interesse ein wenig zurück.
Bei Ludwig Richter ist die deutsche Eiche noch
ein wenig zu sehr Individuum. Thoma, in seinen
reifen Leistungen, sieht einheitlicher, er fasst das
Ganze mit einem Blick zusammen und jede Einzel
heit hat nur in dem Maasse Berechtigung, wie sie
zum Zustandekommen des malerischen Ensembles
beiträgt, nicht mehr und nicht weniger. Diese Art
von Naturauffassung ist höher, als die frühere,
weil sie intensiver und reicher wirkt, weil sie das
Lebensgefühl in stärkerer Weise anregt, weil sie,
trotz anscheinender Umgehung der Natur, doch
die tiefere, von allen Zufälligkeiten unabhängigere
und darum entscheidendere Vorstellung von der
Natur vermittelt: Der künstlerische Begriff „En
semble“ ist der deutschen Kunst bewusst ge
worden. Und dadurch, dass dieser Fortschritt zur
Errungenschaft der ganzen Generation wurde, so,
dass alles was auf den Namen gute Malerei