18
grosse Form, in der er seine Vorstellungen dachte.
Gewiss war sein Modell, an das er in Rom sich
mit Leib und Seele verkaufte, die schöne Nana
(im Privatleben eine habgierige Schustersfrau)
eine unendlich wertvolle Anregung für ihn, ebenso
wie später Lucia Brunacci, die ihm zum be
rühmten Iphigenienbilde sass. Aber kein Modell,
kein lebender Mensch, und sei er noch so schön
und noch so antik, hat soviel Gewalt, dass er
einen Künstler zu etwas inspirieren könnte, was
nicht schon vorher in ihm liegt. Nana war nicht
Feuerbachs Muse, sondern die Erfüllung seiner
Träume von idealem Menschengewächs. Es bleibt
ewig geheimnisvoll, wie er dazu kam, mit Hilfe
dieses einen Menschen seinen Stil, der vorher
schwankend war, plötzlich zu unvergleichlicher
Grossartigkeit zu steigern, grossartig nicht nur im
plastisch-monumentalen Sinne, sondern auch im
malerischen. Diese Bilder, diese Nanaporträte,
dieses Familiengemälde des „Mandolinenspielers“,
so edel als Form, so rein als Fläche und so tief als
Empfindung, sind zugleich vollendetste Malerei.
Bei aller Statuenruhe doch bewegt in Rhythmus,
bei aller Reliefstrenge doch lebendig durch die
Harmonie leise schwingender kühler Farben, kolo
ristisch von letzter Noblesse und als malerische