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Bank errichtet, worauf die Schwache nun ruhen soll.
Mag immer der reiche Nachbar die Szene belauschen,
ist sein Herz für ihren Werth empfänglich, so bietet
er der frommen Tochter wohl ein wichtigeres Geschenk
als eine Rosenknospe an.
VII. Wie freudig überrascht mußten nicht Mutter
und Tochter beym nächsten Besuch des Bärtchens sey»,
als sie die ärmlichen Vorrichtungen, mit eleganter und
bedeutungsvollen verwechselt erblickten. Die Auslegung
dieser Veränderung giebt der Nachbar, welcher die
trcfliche Jungfrau zur Gattin begehrt. Wenn auch
diese ihre Rechte willig der gleitenden Mutterhand über
läßt , so zeigt doch ihre Linke, daß sie gesinnct ist,
ungerrennt von ihrer Mutter zu leben.
VIII. Jahre sind verflossen; die Mutter erscheint
hier als betagte Matrone im Kreis einer glücklichen
Familie. Die herbstliche Sternblume verkündigt den
annähenden Winter, und die gute Tochter ist besorgt
die Mutter mit warmen Kleidungsstücken zu versehen.
Freundlich legt ihr der Mann mehrere Stücke von
Zeugen aus seinem Lager zur Auswahl vor. Eine
Enkelin unterstützt die wankenden Schritte der geliebten
Großmutter, während dem ihr kleiner Bruder an dem
schönsten Plätzchen des unterhaltenden Erkers ein Kissen
für dieselbe zurecht macht.
IX. Die Kalender an der Wand belehren uns so wie
die abgeänderte Kleidungsart, siber den Berfluß von
einer langen Reihe von Jahren; die Tochter ist nun
selbst zur glücklichen Großmutter geworden. Jahre
und Umstände haben aber die zärtliche Anhänglichkeit
an die gestorbene Mutter nicht vermindert, deren-